Obwohl ich es immer noch nicht ganz glauben kann, dass ich mit dem Blog bald in mein drittes Jahr gehe, höre ich nun auf mich darüber zu wundern und betrachte es ab sofort als völlig selbstverständlich. Klar schreibe ich schon fast drei Jahre Blog und immer mehr Menschen lesen das auch noch. In diesem Sinne: schön, dass du dabei bist! Wie in jedem Jahr erzähle ich ein wenig über die Dinge, die mich in diesem Weinjahr bewegt haben und am Ende gibt’s dann virtuelle Flaschenparaden. Also, los geht’s.
Der Club der Hunderter
Ich habe es endlich geschafft. Ich kann seit einem Monat theoretisch meinen Aufnahmeantrag für den so genannten „Wine Century Club“ stellen. „Wie? Das kennt ihr nicht? ;)“. Der WCC ist eine ziemlich entspannte internationale Gruppierung aus Weinfans, in die man aufgenommen werden kann, wenn man mindestens 100 verschiedene Rebsorten reinsortig getrunken hat. Das bedeutet, ein typischer Südrhône-GSM (Grenache, Syrah, Mourvèdre) bringt euch nicht drei Schritte, sondern exakt keinen Schritt näher zum Ziel. Wer nicht ständig auf der Suche nach neuen unkonventionellen Rebsorten ist, der braucht dementsprechend lange dafür. Ich stehe jetzt Ende 2024 bei 109 verschiedenen reinsortig getrunkenen Rebsorten. Die neuesten Namen auf der Liste waren Tempranillo Blanco, Roter Veltliner und Erbaluce. Alte und unkonventionelle Rebsorten kennenzulernen macht extrem viel Spaß, dementsprechend werden jetzt die 200 angegriffen.
„Du bist voll abgehoben. Alle sagen das.“
Seit einem halben Jahr arbeite ich neben meinem Studium in einem kleinen Wein- und Feinkostgeschäft und rede mit Leuten außerhalb der Bubble über Wein. Das tue ich, um mich als Ausgleich von der fine wine-Welt zu erden … und weil ich als Student Geld brauche. Inwieweit mir der Job die Bodenhaftung zurückgibt, muss ich kurz erklären.
Wer sich im illustren Kreis der Walinauten, der Blindflieger, der Insta-Somms, usw. bewegt, der verliert langsam aber sicher den Kontakt zur Basis. Zu leicht verliert man sich in Debatten darüber, warum man diesen Spitzenwinzer „nicht mehr saufen kann“ (kein Scherz, das ist teilweise der Ton mancher Leute). Ich finde mich immer wieder mal in Gesprächen mit Leuten aus der Bubble, die sich bei sehr guten und sehr teuren Weinen an Kleinigkeiten abarbeiten und Weine in Grund und Boden reden, die teilweise eine Wahnsinnsqualität haben, aber angeblich zu „konventionell“ sind. Dabei wird völlig vergessen, was eigentlich großflächig „Weinrealität“ in Deutschland ist.
Insbesondere von Menschen, die vor allem handwerklichen und individualistischen Spitzenwein feiern und promoten wird immer die aktuellste Gruselzahl des Deutschen Weininstituts oder der neusten Marktrecherchedoku in die Höhe gehalten. In jedem dritten oder vierten Podcast, Interview, Artikel oder Advertorial fällt gefühlt dieser eine Satz: „Die Deutschen geben im Schnitt 2,83€ (oder eine andere x-beliebige Zahl zwischen 2,50€ und 4€) aus“. Dass man für diesen Preis kein qualitativ gutes, landwirtschaftlich nachhaltiges und für die Winzer finanziell lukratives Produkt bekommt, versteht sich, nicht erst seit Böhmermann, eigentlich von selbst und muss sich ändern. Aber du kannst doch nicht mit exklusivem „small scale“ Fine Wine dagegenhalten. In dieser Zielgruppe mit Keller, Ganevat, Rousseau, Krug und Selosse anzukommen holt doch die Leute nicht ins Boot des qualitativen Weins, die sonst Erben Spätlese, Maybach Grauburgunder oder Barefoot Moscato trinken. Offenbar verdient man mit dem Mittelbau momentan nicht viel, aber genau hier hat man die besten Erfolgschancen Menschen für unser Göttergesöff zu begeistern. An dieser Stelle arbeite ich nun schon einige Monate (und versuche gelegentlich die Leute weg vom Primitivo zu bekommen).
Unser Sortiment ist nicht groß, deckt aber die Klassiker + ein paar unkonventionelle Regionen ab. Alle zwei Wochen bieten wir für 30 Leute Länderproben an, z.B. Frankreich. Die Weine und Regionen werden erklärt, man probiert auch teilweise zusammen, d.h. mit etwas „Anleitung“, und wir verteilen feinsten Käse, Wurst, Schinken und Antipasti. Über etwa vier bis fünf Stunden geht es von der Loire durch das Elsass bis ins Cahors und ins Bordelais. Die Proben richten sich vor allem an eher unerfahrene Weintrinkerinnen und Weintrinker, aber auch als Nerd kann man dabei seinen Spaß haben. Man muss allerdings beim Erklären extrem gut präzisieren können oder man verliert die Hälfte der Leute irgendwann … so wie ich neulich bei meinem Versuch eine halbe Vorlesung in einen 5-Minuten-Vortrag einzudampfen. Aber ich lerne viel dazu und das ist die Hauptsache. Wenn in Zukunft ein Wein aus dem Laden im Blog landet, werde ich das mit einem Sternchen (*) kennzeichnen. Ich verdiene dann nichts daran, aber ich gebe mir Mühe so transparent wie möglich zu sein.
Jedenfalls bin ich gespannt, was mir dieser Job noch alles über die Weinwelt beibringt. Ich rutsche da wirklich immer weiter rein. Jetzt schreibe ich in meiner Freizeit nicht nur Weinblog, sondern arbeite auch noch in einem Weinladen. Als ich im November Chris Alheit auf der Waliversum davon erzählte, dass ich eigentlich Lehrer werde, aber mich sehr viel auf diese Weise mit Wein beschäftige, sagte er nur: „Oh no … you’re in trouble!“. Schauen wir mal … was wird.
Echokammer für Blöde
Das war lange meine Meinung über die App „Vivino“ ohne sie je genutzt zu haben – ziemlich arrogant, aber isso. Seit Herbst verwende ich sie jetzt allerdings selber und dokumentiere dort meine getrunkenen Weine. Im nächsten Jahr werde ich irgendwann eine Zwischenbilanz ziehen und ein ausführliches Review der App schreiben. Wer von euch Vivino benutzt, kann mich gern adden – sturzdekantiert.
Instagram-Heuchelei
Anfang des Jahres habe ich noch meinen groß angelegten Rant über die Weinbubble auf Instagram veröffentlicht und kein Jahr später kriege ich Insta-Promo vom lieben MiltonSidneyCurtis und erreiche die 500 Abonnenten. Danke dafür. Ihr werdet mich trotzdem nicht in den Kommentarspalten von privaten Flaschenparaden oder Leseupdateposts von Dönnhoff oder Keller mit inhaltlich spannenden Beiträgen wie „😍😍😍“ oder „🍷yeah!“ finden. So weit ist es zum Glück noch nicht gekommen, aber ich probiere mich momentan ein bisschen mit Content jenseits der reinen Infoposts aus. Vor ein paar Wochen habe ich z.B. mal gefragt über welche Weine ich in diesem Jahr noch bloggen soll. Mir war klar, dass ich das gar nicht mehr schaffen werde, aber die Vorschläge von manchen meiner Abonnenten fand ich spannend.
Ganz Gallien? Ja, leider …
Mit diesem Beitrag beende ich ganz offiziell meine Beobachtung des Rieslingjahrgangs 2018. Zu oft haben mich in den letzten Jahren Weine dieses Jahrgangs enttäuscht und ich habe mich hier öffentlich ausgeweint. Schluss damit! Zwischen den Jahren habe ich jetzt den letzten 18er-Riesling meines Kellers getrunken. Die letzte Hoffnung für dieses verkorkstes Bitter Lemon-Jahr. Ich dachte mir, wenn Odinstal es nicht rausreißt, dann tut’s keiner mehr. Auch wenn ich ganz offensichtlich mich beim Kauf damals nicht informiert hatte, dass der 18er Muschelkalk ein feinherber Wein ist, weil nicht ganz durchgegoren, zeigt er die gleichen Hitzenoten wie all die Weine aus nicht so hoch gewachsenen Rebanlagen. Kein schlechter Wein, aber jetzt ist für mich endgültig ganz Gallien von den Römern besetzt und Zaubertrank ist nicht in Sicht.
Reisen
Über meinen kleinen Trip zur Waliversum habe ich ja schon viel geschrieben, aber von meiner Spanienreise habt ihr bisher erst von dem Besuch bei Álvaro Loza gehört. Erst wollte ich nicht noch groß davon berichten, aber es hätte auch keinen Sinn hier im Schnelldurchlauf noch von so vielen schönen Erlebnissen und Weinen zu erzählen. Also gibt’s im Januar noch einen kleinen Bericht mit den Highlights.
2024 in Flaschen
Wie auch im letzten Jahr möchte ich, bevor ich euch stupide mit einer Top-10 Liste meiner besten Weine des Jahres zurücklasse, nochmal fünf Weine vorstellen, die es mir angetan haben, aber nicht im Blog gelandet sind. Ich habe mich bemüht, fünf Kategorien dafür zu finden.
Stabilste Basis
Letzte Woche erzähle ich noch, dass das Leben in der Bubble zu kurz und die Leber zu fragil ist für 84-Punkte Grauburgunder und dazu stehe ich auch. Aber ab und an braucht man einfach solide Basisweine, die unaufgeregt einen Abend begleiten und sich nicht zu sehr aufdrängen. Der schönste Wein dieser Kategorie in diesem Jahr war für mich ein PiWi mit einem schaurigen Etikett. Unter normalen Umständen hätte ich das ehrlich gesagt nie gekauft. Aber ich war auf der Suche nach neuen Rebsorten und da kam mir dieser Wein wie gerufen.
Auftritt Souvignier Gris 2023 vom Weingut Kühling aus Gundheim in Rheinhessen. Ein Wein, der für mich so schmeckt wie ich mir einfachen Grauburgunder vorstelle bzw. wie ich ihn gerne hätte. Ich mag Grauburgunder nicht. Natürlich kommen immer wieder Winzer die dieser Rebsorte wirklich tolle Weine abringen – Salwey, Wörner, Wöhrle aber auch Breuer machen echt tollen Grauburgunder – aber im Normalfall gefällt mir der Großteil der Weine aus dem rötlichen Burgundervertreter nicht. Und jetzt kommt da so ein dahergelaufener PiWi und versohlt 95% der Gutsgrauburgunder, aber so richtig. VKN: medium (plus ;)) Säure, etwas reiferes Kernobst, jugendlich frisch; etwas Anis in der Nase und am Gaumen dann saftig, mit einer leicht süßlichen Frucht, die von der Säure getragen wird, welche anfänglich recht präsent wirkt und im Abgang dann schnell weg ist. Es ist und bleibt basic, aber als Biowein und als PiWi wollte ich das unbedingt unterstützen, denn ich wette, dass keiner von euch das Weingut kennt. Außerdem müssen wir endlich aufhören Gutsrieslinge aus fäulnisanfälligen Flachlagen zu trinken, wenn wir entspannt ein Glas trinken wollen. Dafür gibt’s PiWis – und vielleicht bald auch in groß. (€)
Wie? Schon leer?
Ich habe in diesem Jahr wieder knapp 400 verschiedene Weine probiert. Dadurch ist es selten, dass ich mal irgendetwas doppelt trinke. Aber dass ich von einem Wein drei Flaschen in einem Jahr kaufe und trinke passiert nicht häufig. Deswegen musste dieser Wein hier einfach rein. Ich rede vom DNA weiß 2022 vom Weingut Siegloch aus Winnenden in Württemberg. Die beiden Brüder Markus und David Siegloch machen dort spontan vergorene, minimalinvasive Weine. Der weiße DNA ist die Quintessenz ihrer Idee und mein Wein des Jahres mit dem heftigsten Trinkfluss.
Diese Cuvée aus Muskateller, Müller-Thurgau und maischevergorenem Riesling ist ihre moderne Interpretation von Trinkfluss und ich habe das Zeug geliebt. Bei 11.5% Alkohol darf man davon ausgehen, dass das nicht ganz trocken ist und wurde in mehreren Fällen von Freunden quasi inhaliert. Das ist nicht so federleicht wie ein Kabi, eher Gewichtsklasse Basisrivaner aber in viel spannender. Der Wein hat echt sau viel Frucht, allerdings ist da eben auch so was Mostiges dabei, als wär’s doch mehr aus der natural-Ecke. Der leichte Gerbstoff vom maischevergorenen Teil tut ihm sehr gut und gibt ihm mehr Ecken und Kanten. Damit ist er sozusagen „best of both worlds“: was für die Casuals und für die Nerds. (€)
Columbus spielen
Ein Fund auf meiner Entdeckungsreise zu den 100 verschiedenen reinsortig getrunkenen Rebsorten war Treixadura. Diese galizische Weißweinsorte ist nicht unbedingt unbekannt, allerdings findet man sie nur selten reinsortig. Meistens spielt sie eher die Rolle des Verschnittpartners mit Godello oder Albariño. Ich bin nicht sicher, ob sie als Bukettsorte gilt, aber sie geht aromatisch zumindest teilweise in diese Richtung, denn ähnlich zum Muskateller bildet sie sehr stark Terpene aus. Sie ist dadurch eher nicht zum langen Reifen geeignet, aber es werden wohl immer mal Experimente gemacht. Charakteristisch sind außerdem florale Noten sowie Kernobst und Honig – eigentlich ein Wein wie eine Blumenwiese.
Florale Etikettendesigns findet man immer öfter, aber kaum ein Weingut macht das so süß wie Coto de Gomariz. Der Wein heißt The Flower and the Bee 2023 und stammt aus Ribeiro in Galizien. Gefunden habe ich ihn in einer Weinbar in Madrid, aber, ich habe extra geschaut, man kann ihn auch in Deutschland kaufen. Der Wein springt dich quasi direkt aus dem Glas an. Heller Blütenhonig, grüner Apfel, ein bisschen Frühlingsluft. Am Gaumen wunderschön balanciert. Mit 2,8g/l an Restzucker zählt das für mich als trocken, obwohl er schon mit seiner Mischung aus Frucht und Extrakt leicht süß schmeckt. Hinter all dem steckt so eine etwas opulente Kernigkeit wie bei Pfälzer Rieslingen, obwohl dieser natürlich viel weniger Säure hat. Wäre sonst auch was für die Trinkflusskategorie gewesen. Wunderschön! (€)
„Min-Maxer“
Preis-Leistung ist unglaublich subjektiv und ein sehr dehnbarer Begriff. Es gibt unzählige Weine, die in Blindverkostungen teurer geschätzt werden als sie eigentlich sind. Und doch laufen mir ab und an Weine über den Weg, die einfach so enorm weit über ihrer Gewichtsklasse boxen. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Warum ein Wein nicht seinen „rechtmäßigen“ Preis kostet kann beispielsweise daran liegen, dass das Weingut einfach sehr schlecht in der Kommunikation ist. Oder der Stil ist gerade nicht beliebt, obwohl er qualitativ sehr gut ist. Oder aber, ganz typisch, die Weine der Region sind insgesamt noch zu unbekannt und werden gerade erst berühmt. Letzteres dürfte bei diesem Wein der Fall sein.
Längst eins der Aushängeschilder für die Vinos de Pasto, die trockenen Palominos aus Andalusien, war Meridiano Perdido 2021 vom gleichnamigen Weingut – einfach ein Überflieger seiner Preisklasse. Immer noch unter 20€ bekommt man hier Palomino mit Frische, Kraft, Dichte und extrem gekonntem Einsatz von Florhefe. Der Wein hat etwas dunkles mystisches und tanzt dir trotzdem über die Zunge. Sobremar vom gleichen Weingut ist die kargere, mineralischere Art ohne Florhefe – fast genauso beeindruckend, aber nicht ganz in der Welt der 93-Punkte für den „großen Bruder“. (€€)
Star ohne Allüren
Vor einigen Jahren dominierten die Bret Brothers die Feeds der (selbsternannten) Instagram-Sommeliers. Die Kombination aus Burgund, Biodynamie, verhältnismäßig niedrigen Preisen und der etwas unkonventionellen Art klang einfach zu spannend. Wie meine Leserinnen und Leser bestimmt längst mitbekommen haben, bin ich selten an vorderster Hypefront und probiere die heißen Sachen erst etwas später. Das bedeutet aber nicht, dass die Weine dann aber auf einmal nicht mehr spannend sind. Dieser hier war absolut überragend.
La Carbonnode 2019 von La Soufrandière ist ein spezieller Wein. In Saint-Veran im Maconnais auf Kalk- und Lehmböden und mit Demeter-Zertifizierung gewachsen ist er ein Chardonnay der neun Tage Maceration Carbonique gemacht hat und danach für 17 Monate im Barrique ausgebaut wurde. 13.5% Alkohol bedeuten Kraft und Fülle, aber das steht dem Wein einfach unglaublich gut. Komplett trocken aber mit Honigsüße, sehr viel Würze, Steinobstfrucht und Salzkaramell. Preislich mit knapp unter 40€ kein Schnäppchen, aber spielt ganz locker in der Liga der Meursaults mit, welche ja aber eigentlich inzwischen erst bei 70€ anfangen. Ich hatte recht hohe Erwartungen und die wurden absolut übertroffen. Und weil die Flasche so schön ist steht sie jetzt als Kerzenhalter in meinem Zimmer rum. Nur eben nicht mehr schön genug zum Fotografieren. (€€€)
Top-10 Weine des Jahres
Im letzten Jahr habe ich euch die Liste einfach so kommentarlos hingeknallt. Dieses Jahr möchte ich aber immer jeweils kurz was über den Wein erzählen. Es war viel großer Stoff dabei. Abfahrt!
#10: Weedenborn Grande Réserve 2018
Hier direkt die Ausnahme zur Regel, weil der Wein im Blog beschrieben wurde. Wer also interessiert ist, schaut hier vorbei. (96 Punkte – €€€€)
#9: Fournier-Longchamps Savennieres Chamboureau 2019
Der Wein ist eigentlich Bestandteil meines Beitrags über Chenin Blanc, den ich schon seit einem halben Jahr vor mir herschiebe. Bevor ich ihn aber nie herausbringe, muss dieser Wein wenigstens kurz gewürdigt werden. Reif, viel Frucht, viel Extraktsüße, viel Alkohol (14,5%) der Kraft verleiht und nicht brandig wird, minutenlanger Nachhall und insgesamt einfach unfassbar gut. Sehr viel reifer als meine geliebten Südafrikaner, aber mir schmeckt auch dieser Stil. (€€€ – 96 Punkte)
#8: Muga Torre Muga 2020
Bei der Weingutsbesichtigung im Oktober probiert. Gekeltert aus Tempranillo, Graciano und Mazuelo und 18 Monate im neuen französischen Barrique ausgebaut ist der Torre Muga der zweitgrößte Wein des Weinguts außerhalb der Klassifikation der Reservas und Gran Reservas. Unheimlich komplexe Nase die eine wahnsinnige Ruhe ausstrahlt. Weniger Kirsche dafür mehr Brombeere. Bei den Holzaromen ist er eher beim Stall und Sattelleder als bei extra viel Vanille. Am Gaumen erstaunlich saftig mit einer weichen aber nicht schwammigen Frucht (man könnte schändlicherweise an „samtig“ denken) und mit einem super schönen straffen Tanningerüst. Ich verstehe gut warum Muga so viel nach Amerika exportiert, denn das ist Rioja in einer ähnlichen Art wie man dort Cabernet Sauvignon macht – an der Grenze zur gekochten Frucht. Es beeindruckt aber trotzdem enorm und ich hätte dann gerne für nächstes Jahr an Weihnachten so einen, bitte. (€€€€ – 96 Punkte)
#7: Callejuela Sobajanera Viña las Mercedes 2020
Kennt wetten keiner von euch. Wenn der Meridiano Perdido der PLV-Gigant in der Welt der Vinos de Pasto ist, dann ist dieser Wein der PLV-Titan! Er hat nur einen enormen Schönheitsfehler: Es gibt ihn nicht mehr. Die beiden Brüder, die das Weingut zusammen betrieben haben, verstehen sich nicht mehr und somit kann man die Weine nicht mehr kaufen. Die netten Somms in einer tollen Weinbar in Conil de la Frontera haben mir ein kleines Glas davon abgegeben, denn auch sie haben nur noch ein paar einzelne Restflaschen davon. Vino de Pasto geht eben auch in groß. Unfassbar gut und so ein riesen Jammer. (€€ – 96 Punkte)
#6: Hanzell Vineyards Chardonnay 2019
Der Wein sollte eigentlich schon vor zwei Jahren in dem Kalifornien-Tasting von Wein am Limit dabei sein, war aber zu dem Zeitpunkt schon aus, als ich die Einladung bekommen hatte. So hat der liebe Alex mir dann ein paar Monate später eine Flasche davon zugeschickt, als der neue Jahrgang drin war. Weitere Monate später habe ich ihn dann bei nem Vergleichstasting gegen einen Burgunder gebracht und er hat diesen dann sehr dominiert. Meine Güte war das ein wahnsinnig guter Chardonnay. Mit seinen 14% noch opulenter als der La Soufrandière aber dabei dann trotzdem einfach noch extrem frisch. So viel reife Birne, Honignase, Orangenschale, bisschen Gummiabrieb und dahinter wird’s blumig. Ein tanzender Riese. (€€€€ – 96 Punkte)
#5: Battenfeld-Spanier Frauenberg Riesling GG 2019
So, endlich Riesling :D. Nachdem an dem Abend schon Franz Keller und Meyer-Näkel GGs hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, kommt H.O. mit seinem Frauenberg um die Ecke und rettet den Abend. Dieser 19er ist saftiger als der ultrakreidige 17er und hat eine sensationelle Mischung aus Frucht und Mineralik. Bomben-GG und war vor fünf Jahren noch bezahlbar :/ (€€€ – 97 Punkte)
#4: Rebholz Im Sonnenschein Spätburgunder GG 2014
Mein Wein zum Weihnachtsessen. Pinot Noir Endstufe. Perfekt gereift und jetzt on point da. Stilistisch ist das die Eleganz pur, fast ein bisschen zu filigran. Hat ganz feine rote Frucht, dezenten Waldboden/Champignons. Gerbstoff vorhanden aber in ultrafein abgeschliffen. Die Säure trägt ihn wunderschön nach hinten raus. Große Kunst! (€€€€ – 97 Punkte)
#3: Christmann Idig Riesling GG 2019
Wurde hier im Blog beschrieben. Kurzfassung: ein Wein wie ein Gebirgsbach; so viel Tiefgang, dass es einem schwindelt; perfekter trockener Riesling. Rückblickend sind die 98 Punkte fast knauserig. Vielleicht deshalb, weil er noch nicht ansatzweise seinen Höhepunkt erreicht hat. (€€€€ – 98 Punkte)
#2: Bodega Noemia de Patagonia Noemia 2020
Top 1 und Top 2 stammen beide von der Waliversum, also auf geht’s und lest nach wer noch nicht hat. Einen Wein nur anhand eines Probeschlucks auf einer Messe zu bepunkten ist eigentlich völliger Schwachsinn. Ab und an passiert es dann aber doch, dass du etwas trinkst und der ganze Tumult um dich herum innehält, du sehr präsent wirst und voller Ehrfurcht dein Gegenüber anschaust. Das war dieser Wein für mich in diesem Moment. Shoutout an Hans-Vinding Diers der der Welt diesen Noemia geschenkt hat. (📉 – 100 Punkte)
#1: Alheit Vineyards Magnetic North 2023
Nochmal: lest den Beitrag zur Messe! Es war nur eine Frage der Zeit bis mir Chris etwas ins Glas bringt, das meiner Meinung nach einfach nicht mehr besser geht. Es stimmte einfach alles … was soll ich noch groß sagen? (€€€€ – 100 Punkte)
Vorsätze & Danke
2025 wird ein anstrengendes Jahr für mich, denn ich mache in diesem Jahr mein Examen. Das bedeutet, ich werde sehr viel Zeit am Schreibtisch und sehr wenig Zeit draußen in der Weinwelt verbringen. Ich gebe mir Mühe euch trotzdem halbwegs regelmäßig etwas Spannendes zum Lesen zu bringen, aber ich kann es leider nicht versprechen. Im Oktober bin ich hoffentlich dann fertig, habe ein abgeschlossenes Studium und darf endlich meine Flasche Silex aufmachen die ich mir quasi als Motivation gekauft habe. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Danke, dass ihr mich über das letzte Jahr begleitet habt, egal ob ihr schon von Anfang an dabei ward oder erst seit ein paar Beiträgen. Ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gestartet und wünsche euch alles Gute, keinen Kork und viel guten Stoff im Glas.
4 Antworten auf „2024 – Ein Rückblick“
…das machte wirklich Freude beim Lesen! Melde Dich doch auch praktisch beim WCC an, man bekommt dann eines Tages eine schön amerikanische Urkunde zugeschickt! Dauert aber ein paar Monate, jedenfalls war’s bei mir so. Und alle weiteren Hundert kann man aufrüsten… 😀
Viel Erfolg in 2025!
Ich hab das pdf Dokument auch schon angefangen, aber noch nicht zu Ende gebracht. Aber diese Urkunde hätte ich schon gerne 😀
Alles Gute dir 🙂
Schöner Beitrag, macht immer wieder Lust dich auf deiner Wein Reise zu begleiten. 100 Rebsorten reinsortig probiert zu haben ist aber schon krass. Da merkt man wie sehr man am Anfang der Reise noch ist.
Hallo Jens, die Weinreise ist ja zum Glück kein Sprint sondern ein Marathon. Man muss nur Augen und Ohren offen halten und einfach Spaß dran haben. :))