Über die letzte Woche hatte ich u.a. drei verschiedene Weine im Glas, die allesamt eine Erwähnung im Blog verdient gehabt hätten. Deshalb gibt’s diesmal wieder einen dreifach-Beitrag.
Quinta do Estranxeiro – O Estranxeiro blanco 2022
Nachdem ich über die letzten Monate Albariño aus den Rías Baixas und Mencía aus dem Bierzo im Blog hatte, schließt dieser Wein gleich zwei Lücken. Hier handelt es sich um ein weiteres der zahlreichen Projekte des Winzer-powercouples Eulogio Pomares und Rebeca Montero. Während Rías Baixas und Bierzo längst in der Spitze Spaniens angekommen sind, ist die Ribeira Sacra noch eher unbekannt. Dort stehen die Reben für diesen wunderschönen Weißwein. Aus 79% Godello, 13% Albariño und 8% Treixadura wird dieser frische aber kein bisschen langweilige cool-climate Wein gekeltert. Auch wenn er nicht reinsortig Godello ist, kann ich gut nachvollziehen, warum die Rebsorte so gern mit Chardonnay verglichen wird. Ich muss wahrscheinlich auch nochmal einen holzebetonteren Vertreter raussuchen um auch diese Stilistik mal im Glas gehabt zu haben.
Birne, Anis, etwas salzige Meeresluft und sogar ein bisschen Heu und Stroh. Das passt alles sehr schön zusammen. Er ist zwar natürlich wirklich blutjung, aber meiner Meinung nach muss das gar nicht viel älter werden, obwohl er das bestimmt könnte. Kein großer, aber dafür ein wirklich schöner Wein mit einem gewissen Anspruch. (€€)
Von Othegraven – Ockfener Bockstein Riesling Kabinett 2021
Den Wein habe ich besorgt um mal eine Idee von den Weinen von von Othegraven zu bekommen. Während die einen vielleicht an Günther Jauch als Weingutsbesitzer zweifeln, feiern die anderen aber gerade die Kabinette extrem. Das musste ich mir mal ansehen. Außerdem hatte ich bisher noch gar keinen „richtigen“ Kabi hier im Blog, obwohl ich diese Weine eigentlich total gerne trinke.
Frisch geöffnet ist der Wein total unter der Reduktion vernagelt. Für die nicht so erfahrenen Mittrinker am Tisch ist das tatsächlich kaum trinkbar, was mich zwar nicht sonderlich überrascht, aber dennoch zum Nachdenken anregt. Denn eigentlich versucht man ja pauschale Sätze wie „Du verstehst den Wein nicht!“ lieber zu vermeiden. Wein ist schon kompliziert und teilweise elitär genug, da muss man nicht den Leuten, denen man das Thema versucht nahezubringen, noch entmutigend defensiv entgegnen. Also was tun? Einfach akzeptieren. Eigentlich muss man das auch gar nicht groß erläutern, warum man das selbst aber vielleicht total gut findet und was da für ein Potenzial drunter schlummert. Wenn das Interesse da ist, dann Feuer frei, aber sonst einfach einen anderen Wein öffnen und mit ein paar Tagen Luft nochmal probieren. Denn dann ist die Reduktion verflogen und offenbart das, was ich frisch geöffnet nur vermuten konnte. Ein absolut wunderschöner Kabi. Floral, ein bisschen Petrol, Honig, Tee und helles Steinobst. Ich finde ihn in seiner Konzentration fast ein bisschen „spätlesig“, aber wenn man hört wie viele Winzer an der Mosel in 21 kaum Auslesen und höher keltern konnten und stattdessen Kabi und Spätlese produziert haben, dann sollte das nicht verwundern. Ihm fehlt tatsächlich das krasse Süße-Säure-Spiel, denn das wirkt alles so unglaublich harmonisch. Die Säure ist zwar präsent aber für einen Saar-Riesling fast unauffällig. Und dahinter tanzt es einfach nur. So ein schöner Wein. Muss ich wohl etwas nachstocken. (€€)
Knebel Riesling Sekt brut 2020
Ich versuche ja mich ein bisschen von der Einstellung Sekt bzw. Schaumwein nur zu feierlichen Anlässen zu trinken, zu entfernen und die Welt der Schaumweine besser kennenzulernen. Die nächste Gelegenheit dazu kam jetzt allerdings doch am Geburtstag meiner Mutter. Geöffnet wurde der von ihr selbst besorgte Riesling brut 2020 von Matthias Knebel. Auf dem Weingut hatte ich zwar die Stillweine der Familie bereits ganz gut kennengelernt und hatte mich auch selbst etwas eingedeckt, aber den Sekt hatte ich dort noch nicht probiert. Meine Erwartungshaltung an einen „einfachen“ Riesling Sekt war jetzt auch nicht riesengroß aus eigener Erfahrung. Das meiste was ich bisher in dieser Kategorie probiert hatte, war eher belanglos bis bestenfalls „lecker“. Umso mehr hat mich der Wein aus den Socken gehauen, nachdem ich den Korken erfolgreich zehn Meter weit weg ins Gebüsch geschossen hatte.
Es gibt zwei Aromen mit denen man einen meiner Weinfreunde fast immer glücklich machen kann. Diese sind „Petrol“ oder „Brioche“ und spannenderweise hatte dieser Wein tatsächlich beides. Schade, dass er nicht dabei war. Der Wein war dazu geschmacklich wirklich sehr trocken und näherte sich dem Begriff „brut“ auch eher von unten als von oben. Der verhältnismäßig kurzen Zeit auf der Hefe geschuldet hat er jetzt nicht die ultra-feine Perlage, aber das stört mich in diesem Fall eigentlich gar nicht. So ganz präzise kann ich den Wein gar nicht beschreiben, aber das ist schon deutlich mehr als nur „lecker“ Sekt. Das mal mit einem sehr langen Hefelager zu probieren wäre auch echt spannend. (€€)