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€€ €€€ €€€€ Proben Weintagebuch

Buckellose Weinfreunde

Kurz bevor morgen am 24. Dezember die weihnachtlichen Flaschenparaden die Instagram Stories zieren, berichte ich noch von einer beinahe traditionellen Adventsprobe mit dem Motto „Weine die man mit der buckligen Verwandtschaft nicht trinken möchte“. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich konnte ein bisschen die aktuellen gehypten Sachen probieren.

Der Dezember ist ein schwieriger Monat. Einerseits liebe ich es Adventslieder zu singen, Weihnachtsmärkte nach süßen kleinen Geschenken zu durchforsten oder sich einfach mit Kakao, Nüssen und Mandarinen im Bett oder auf dem Sofa zu verkriechen. Andererseits werden alle möglichen Treffen, Feiern und Feste in die Vorweihnachtszeit gelegt, sodass man aus dem Trinken kaum noch rauskommt und sich regelrecht auf einen entgiftenden Januar freut. Manche dieser Veranstaltungen würde man am liebsten weglassen, während man auf andere wochenlang hinfiebert.

Als Weinnerd hat man verschiedene Arten von Wein im Keller, im Kühlschrank oder im Regal. Bei den meisten meiner Freunde sind ganz einfache Brot und Butter Weine rar geworden. Zu groß ist das Interesse nach dem heißen Scheiß, als dass man die Leber zusätzlich mit 84 Punkte-Grauburgunder strapaziert. Das Level an Weinen, die in der Bubble auf entspannter Basis getrunken werden, ist hoch. Trotzdem hat jeder so ein paar Weine auf Lager, die einfach sehr speziell oder sehr gut oder beides sind. Geeignete Anlässe für diese Weine kann man sich zwar auch über das Jahr einfach ausdenken, aber Weihnachten ist eigentlich schon für viele von uns der Anlass der Anlässe – wäre da nicht dieses klitzekleine Problem. Man feiert Weihnachten normalerweise nicht mit den Weinfreunden, sondern in der Familie, wo häufig entweder kaum Wein getrunken wird, Riesling immer „zu sauer“ ist und man wenn überhaupt Primitivo und Lugana trinkt, oder alles gleichzeitig. Ich beuge mich am Heiligen Abend in solchen Situationen notgedrungen der Mehrheit, aber offenkundig werden diese Weine eigentlich nicht dem Anlass gerecht.

Um diesem schwerwiegenden Problem entgegenzugehen, haben wir in meiner Rheinländer Weinrunde im letzten Jahr damit angefangen uns so um den 2. Advent herum zu treffen und gemeinsam die Flaschen zu öffnen, „die zu schade für die bucklige Verwandtschaft sind“. Bei diesem vorweihnachtlich-vinophilen Frohlocken gibt es fantastisches Essen, tolle Gesellschaft und wirklich außerordentlich guten Wein. Gepriesen sei der, der einst Wasser in Wein verwandelte. Ich schwärm‘ euch gleich was vor.

Sonntag, 08.12.2024, 13:45 Uhr

Nach einer vollkommen reibungslosen Fahrt von Marburg nach Köln (seltenes Ereignis), liege ich gut in der Zeit und werde scheinbar das erste Mal richtig pünktlich da sein. Ich bin gerade dabei an der richtigen U-Bahn Haltestelle auszusteigen, da entscheidet sich der KVB-Fahrer spontan dazu, mich noch ein bisschen länger kutschieren zu wollen und lässt die Türen einfach zu. Auf diese Art komme ich zwar in den Genuss nochmal kurz ein Stück am Rhein entlangzuschlendern, aber aus ist der Traum vom pünktlich sein.

Glücklicherweise bin ich trotzdem früh genug um nicht den ersten Champagner im Stehen zu verpassen. Wir probieren zwar alle blind (bis auf unseren Gastgeber und jeweils denjenigen oder diejenige, die die Flasche mitgebracht hat), aber dass das Champagner sein muss steht schnell fest. Und meiner Meinung nach auch noch ein verdammt guter, denn er hat die perfekte Balance aus Frische, Reife, Schmelz, Frucht, Nussigkeit, Brioche, Butter und Säure. Der Wein hat zwar keine Prestige-Cuvée-Nase, aber einen abnormalen Trinkfluss. Dann wird aufgedeckt. Es ist der Terroir d’Ecueil Premiere Cru von Lacourte-Godbillon und das auch noch aus der Magnum. Ich, der ich nun wirklich kaum Ahnung innerhalb der Champagne habe, lasse mir liebend gern erklären, dass das biologisch zertifizierter und handwerklich produzierter Winzerchampagner ist. 85% Pinot Noir bringen diese sensationell schöne Frucht und auch die Tatsache, dass er auf etwas zwischen 3-5g dosiert ist tut ihm sehr gut. Zu diesem Zeitpunkt schon einer der Weine des Abends für mich. (€€€)

Der zweite Schaumwein ist dann das komplette Kontrastprogramm. Sehr reif, sehr buttrig, sehr schmelzig, nicht sehr viel Perlage (was mir leider zu spät richtig auffällt … meine Verkostungskompetenz beim Schaumwein ist immer noch recht ausbaufähig), kaum Brioche, dafür kandierte Früchte. Das hab ich so noch nie getrunken, trotzdem triggert es ein bisschen meine Cavareflexe, wegen dieser sehr reifen Kernobstart. Wir sind alle irgendwo verstreut und etwas planlos. Als dann der Tipp kommt, dass es doch Champagner ist, wachen wir kollektiv auf. Ich tippe, dass das dann mindestens 20 Jahre alt ist und ein anderer nagelt anschließend den Wein. Was für mich unglaublich abgedreht klingt, haben andere in der Runde schon getrunken. Es ist ein Champagner, bei dem man den Produzenten nicht kennt, da die undegorgierten Flaschen 28 Jahre lang hinter einer Mauer versteckt waren. Jahrgang 1996 und im April dieses Jahres degorgiert heißt der Wein schlicht und einfach „Derrière le Muret“. Sensationell und unglaublich spannend! Trotzdem würde ich den Lacourte-Godbillon vorziehen, weil mir in dieser Situation die frischere Art besser gefällt. (€€€€)

Danach geht es rüber zum weißen Stillwein, wobei das auf diesen Wein eigentlich gar nicht wirklich zutrifft. Sehr säurebetont, viel Phenolik, komplett unfiltriert, etwas flüchtige Säure, orangene Farbe und dann noch Restkohlensäure. Blind tippe ich auf irgendwas Freakiges aus dem Friaul, weil mir wirklich jede Idee ausgeht und das einfach so stark von der Machart geprägt ist. Am Ende ist es eigentlich naheliegend: Odinstal Silvaner Nakt 2022. Ich kenne den Wein selbst, allerdings nicht diesen Jahrgang. Durch diese Restkohlensäure ist er nämlich unter Kronkorken verschlossen, was mein 2019er damals nicht war. Großer Trinkfluss kommt bei mir nicht auf, aber ich bin froh, dass wir in Deutschland Winzer haben, die sich trauen so ein spezielles Zeug auf die Flasche zu bringen. (€€)

Ich bin, was den aktuellen heißen Scheiß in der Weinbubble angeht, immer etwas hinterher. Umso froher macht es mich dann, wenn ich bei einer Gelegenheit wie dieser endlich was davon ins Glas bekomme. Zwar ernte ich dann gelegentlich leicht bemitleidende Blicke frei nach dem Motto: „Wie? Das kennst du noch nicht?“, aber mich stört das nicht. Lieber probiere ich die gehypten Sachen eher spät als nie. Ein Paradebeispiel dafür ist der nächste Wein. Ich habe keine großen Notizen gemacht, sondern einfach nur aufgeschrieben: „Verdammt guter Riesling, aber wirkt deutlich reifer als 2020“. Aufgedeckt wird Hessigheim Hambach Riesling 2020 von Lassak. Was die württembergische Winzer-Avantgarde angeht, bin ich ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Haidle, Eisele, Kleines Gut … alles noch nicht getrunken. Immerhin weiß ich von Schnaitmann, dass er sehr guten Wein macht und die Drautz-Able Orangesachen hab ich dieses Jahr ausführlich abgefeiert, aber Lassak hatte ich bisher nie im Glas. Der Lärm um das Weingut ist in der Bubble ja nahezu ohrenbetäubend und ich konnte nie mitreden. Seit diesem Tag weiß ich zumindest schon mal was die für geilen Riesling machen … wenn man denn drankommt. (€€€)

Der nächste Wein offenbart sich nach wenigen Sekunden im Glas als reduktiver Chardonnay nach Coche-Dury-Stilistik (nicht, dass ich das jemals getrunken hätte, aber ich kenne genügend Weingüter deren Weine mit diesem Vergleich geadelt werden). Der Wein ist wirklich reif und kräftig, wird dabei aber zum Glück nicht zu fett und buttrig. Sehr elegant, aber gerade noch ein bisschen zu sehr unter dem Reduktionsschleier. Aufgedeckt lächelt uns dieses archaische beige Etikett mit der Aufschrift „Ziereisen Jaspis Nägelin Chardonnay 2019“ an. Das passt. Einige am Tisch hatten das auch schon einige Minuten vorher gecallt. Ich nicht. So viel Ziereisen trinke ich selbst nicht. Aber wirklich sehr guter Chardonnay. (€€€€)

In einer solchen Runde macht den Anfang beim Rotwein, natürlich völlig unerwartet, Pinot. Das steht schnell fest. So klare, so glasklare und ultrapräzise Kirschfrucht, dabei so schlank … das kann bei dieser aromatischen Tiefe, diesem kühlen Aroma eigentlich nur Spätburgunder. Dieser hier tänzelt mal wieder an der Grenze zur Unreife, bricht sich dabei aber glücklicherweise nicht die Beine. Aufgedeckt wissen wieder fast alle am Tisch was das ist, nur ich nicht.

„Kriegsheimer Rosengarten“ ist zudem auch noch eine Lage, von der ich noch nie irgendwas gehört habe. Beim Weingutsnamen WongAmat klingelt auch nichts. Ich muss mich also aufklären lassen. Das Weingut ist das Projekt von Jan Wongse Raumland. Beim letzten Namen gehen wieder ein paar Lampen im Kopf an. Verheiratet mit Katharina Raumland produziert er ebenfalls im südlichen Wonnegau Wein. Rotwein, um genau zu sein. Zwei Pinots, einer aus Kriegsheim, einem Ortsteil von Monsheim in der Nähe des Zellertals, und einem Dalsheimer Bürgel. Dazu noch einen Cabernet Franc aus Untertürkheim in Württemberg und eine Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc Cuvée im Soleraverfahren. Dieser 22er-Rosengarten gehört für viele in der Runde aufs Siegertreppchen des Abends. Bei mir nicht, aber es ist ein wirklich schöner Pinot und ich bin froh, dass ich ein weiteres Mal was Neues und wirklich Gutes kennenlernen konnte. Spannend finde ich, dass man auf der Webseite nicht nur die exakte Anzahl an produzierten Flaschen, sondern auch einen Scan vom Analysedatenblatt des Weins findet. Wirklich glasklarer Wein – in jeglicher Hinsicht. (€€€)

Von der Purität des WongAmats geht es beim nächsten Wein rüber in den Kuhstall, also Gummistiefel anziehen. Zu Beginn ist das in der Nase wirklich viel animalische Gerüche und nicht nur die noble Art von Sattelleder. Noch nicht penetrant, aber der ein oder andere zartbesaitete wäre hier sicher raus. Dann kommt ein Potpourri aus Pflaume, Kirsche und etwas Cassis. Nicht marmeladig, aber eine klare Frucht kann ich nicht ausmachen. Etwas Pfeffer legt dann eine schöne Fährte zum Syrah – Bingo! Wieder gehypter Stoff, diesmal von der Côte-Rôtie. Wir trinken Thibaud Capellaro Côte-Rôtie 2020. Mir sagt das ein ums andere Mal nichts, aber der Wein ist ein bisschen wie Balsam auf meiner geschundenen Seele. 2022 habe ich mal viel Geld für René Rostaings Côte-Rôtie ausgegeben und bin damit komplett aufs Maul gefallen. Mir hat das gar nichts gesagt und mich sehr von der Region abgeschreckt. Ich fand das damals nur karg – nichts weiter. Da lobe ich mir die Leichtigkeit, die dieser Capellaro mitbringt. Am Gaumen ist er sehr elegant, hat tatsächlich auch so etwas wie eine Frucht und für meine Verhältnisse wenig Gerbstoff. Nordrhône mit Trinkfluss quasi: mag ich. Kleine Mengen, große Nachfrage = hohe Preise: mag ich nicht. Gehört trotzdem zum Besten was ich aus der Region getrunken habe. (€€€€)

Danach wird’s rustikaler, aber in elegant. Dahingehend ist der Wein etwas paradox, denn er vereint wirklich eine sehr gekonnte Machart und erfahrenen Umgang mit Holz mit eher kräftigem Gerbstoff und einer sehr dunklen Anmutung. Wir raten uns dumm und dämlich und geben schließlich geschlagen auf. Dann kommt der Hinweis auf Blaufränkisch – absolut nicht mein Fachgebiet. Die paar Umathum, Weninger, Wachter-Wiesler sowie der sehr gekonnte Bürgerspitaler die ich bisher getrunken habe, qualifizieren mich nicht um eine begründete Vermutung abgeben zu können. Also versuche ich nach Ausschlussverfahren zu arbeiten und sage, dass er mir für Moric zu wenig Cappuccino hat. Eine Minute später wird aufgedeckt und es ist Moric Blaufränkisch Reserve 2014 … toll. Von den zehn Jahren Alter ist lustigerweise kaum etwas zu spüren. Es ist zweifelsohne sehr guter Rotwein, aber an diesem Tag berührt er mich leider nicht. (€€€)

Beim nächsten Wein ist sehr schnell klar was es ist und vor allem wie sensationell gut es ist. Helle ziegelrote Farbe, etwas Waldboden, Erdbeere, Himbeere, Pilze. Am Gaumen hat er viel Frucht, die von der Säure und einem perfekt dezent schmirgelnden Gerbstoff eingefangen wird. Na, wer hat eine Idee? Richtig! Das ist Textbook-Nebbiolo und was für einer. Eher auf der filigranen aromatischen Seite zu finden, müsste das eigentlich Barbaresco sein. Sobald das allerdings feststeht, liegt ein ganz bestimmter Wein in der Luft bzw. schleicht sich bei manchen in den Kopf. Letztes Jahr im Frühling hatte er noch die Piemont-Probe gewonnen. Jetzt wird er zum Wiederholungstäter. Bruno Rocca Barbaresco Currà 2016. Letztes Jahr groß und dieses Jahr auch. (€€€€)

Mein Wein für die Runde ist als Letzter dran. Heißt natürlich, dass er gegen den Rocca anstinken muss. Spoiler alert: das schafft er nicht. Trotzdem ist der Vergleich extrem spannend. Ich habe mitgebracht E. Pira & Figli – Chiara Boschis Barolo Via Nuova 2017. Bei diesen best bottle-Events muss man einfach die Weine mitbringen, die einen begeistern. Im letzten Jahr war das, oh Wunder, Alheit Vineyards Fire by Night 2021, dieses Jahr dann Nebbiolo.

Während 2016 als überdrüber-Jahrgang im Piemont gilt, war 2017 eher beschissen. Eigentlich vermeide ich gern so pauschale Aussagen über Jahrgänge, weil es auch sehr stark davon abhängt wie man einen guten Jahrgang definiert. In diesem Fall kann man aber durch die Spätfröste sowie die Trockenheit und den Hitzestress im Sommer relativ verlässlich von einem bescheidenen Jahrgang sprechen. In diesen Fällen behilft man sich als Weintrinker meistens der Devise: in guten Jahren kleine Namen, in schlechten Jahren große Namen. Marco Molino erzählte mir im letzten Jahr auf der Waliversum, dass eigentlich jeder Idiot in 2020 guten Wein machen konnte. Damit fühle ich mich zumindest nicht ganz verkehrt in meiner Strategie.
Auch 2014 gilt als schlechter Jahrgang für Barolo. Trotzdem war der Gaja Dagromis aus diesem Jahr ein Wahnsinnswein. Dementsprechend habe ich wirklich nur von guten Erzeugern 2017er gekauft.

Chiara Boschis ist eine Legende, die Grande Dame des Barolo. Wie kaum jemand anders steht sie für biologischen Weinbau in der Region. Zählte sie in den 80ern noch zum Lager der Modernisten, welche Weine mit weniger Gerbstoffextraktion und mit mehr neuem Holz salonfähig machten, so ist sie heute eigentlich weder Modernistin noch Traditionalistin. Ihre Arbeit konzentriert sich auf den Weinberg und die ökologische Bewirtschaftung. Dieser Via Nuova steht gegen den ultrafeinen und ultraeleganten Rocca jetzt einfach zu üppig da. Die Frucht ist sehr intensiv, reif und fast ein bisschen gekocht. Der Gerbstoff ist da, aber nicht heftig adstringierend und der Abgang gefällt mir wirklich gut. Vielleicht wird er etwas unter Wert geschlagen, denn ein schöner Barolo ist er trotzdem. Nur eben kein Großer. (€€€€)

Siegertreppchen des Abends

Keiner hat an dem Tag gepunktet oder musste sich großartig Notizen machen. Ich habe am Ende einfach als Stimmungsbild alle in der Runde nach ihrer Top-3 gefragt. Das hier ist das Endergebnis:

  1. Platz: Bruno Rocca Barbaresco Currà 2016 (6x 1. Platz)
  2. Platz: WongAmat Pinot Noir Rosengarten 2022 (2x 1. Platz, 2x 2. Platz, 1x 3. Platz)
  3. Platz: Ziereisen Jaspis Nägelin Chardonnay 2019 (1x 1. Platz, 3x 2. Platz, 1x 3. Platz)

Auf dem 4. Platz liegt dann der Côte-Rôtie, auf dem 5. der Lacourte-Godbillon, auf dem 6. der Lassak und auf dem 7. Moric. Meine Top 3 waren Rocca, Lacourte-Godbillon und Lassak.

Port und Poujeaux

Zum Essen kommen noch zwei Weine abseits des Tastings. Es gibt ein sensationelles vegetarisches Gulasch aus Pilzen und Sauerkraut, mit einer Art angebratenen Knödeln. Zwischendurch konnte man sich an wunderbarem Brot, Käse und Trüffelbutter bedienen. Speisen wie Gott in Köln. Dazu gibt’s dann noch „einen Bordeaux … einen alten“. Unter dieser Bezeichnung wird 1986 Château Poujeaux angekündigt. Aus mittelmäßigem Jahrgang kommt ein fast 40 Jahre alter Cru Bourgeois und hat die Frechheit immer noch so jung zu schmecken. Was Bordeaux angeht bin ich nicht sonderlich erfahren, zumindest nicht was die gereiften Sachen angeht. Jung habe ich in diesem Jahr einiges getrunken. Der Wein ist nicht groß, aber mich kann man mit alten und gut gereiften Weinen eben noch überraschen. (€€)

Der Dessertwein ist dann wieder was aus der Kategorie „Hab‘ ich so noch nie getrunken“. 20 Jahre gereifter weißer Portwein. Ich tue mich grundsätzlich schwer mit Port. Seltsamerweise finde ich Sherry teilweise sehr spannend, obwohl ich trotzdem lieber die Stillweine der Region trinke, aber beim Port bin ich meistens raus. Mir ist das einfach zu viel Alkohol und wenn er jung ist, meist auch zu rustikal. Hier nicht. Dieser 20 años branco von Augusto’s ist eine süße Verführung sondergleichen. Gebrannte Mandeln, Honig und Weihnachtsgewürze in der Nase. Am Gaumen ist das natürlich sehr süß, aber nicht pappig. Der Alkohol ist da, aber wirkt nicht so penetrant, sodass ich das trotz 20% mit großem Vergnügen trinke. Außerdem passt es toll zum Lebkuchen. (€€€)

Den Barbera von Piero Busso und den Kabi von Thanisch habe ich nicht mehr wirklich probiert sondern einfach nur noch dankend getrunken.

Dankbarkeit

Das Wochenende des vorweihnachtlichen Leberstresstests neigt sich dem Ende zu. Freitagabend war französische Weinprobe, Samstagnachmittag Adventskurrende mit Gühwein und jetzt, Sonntag dem zweiten Advent, vinophiles Abnerden gegen den Primitivokonsum am Heiligen Abend. Die Woche darauf habe ich komplett entgiftet, denn mein Bauch beschwert sich auf der anschließenden Bahnfahrt nach Hause massiv, obwohl er nur feinstes Essen und Granatenwein bekommen hat … verwöhntes Ding. Während ich bei ruckelnder Fahrt meine Eindrücke zu den Weinen auf meinem Handy aufschreibe, überkommt mich große Dankbarkeit. Dafür, dass ich ein Leben führen darf, das es mir erlaubt diesen Genuss zu erleben und ihn dann auch noch mit so lieben Menschen zu teilen. Ach, was ist das für ein schönes Hobby.
Ich steige in den Stadtbus um. Neoklassik plätschert über die Kopfhörer. Noch drei Stationen, dann muss ich raus.

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2 Antworten auf „Buckellose Weinfreunde“

Moin Gero – wünsche frohe Weihnachten! Habe -wieder einmal- mit viel Freude den neuen Beitrag gelesen und mich dieses Mal besonders über einen alten Bekannten gefreut. Poujeaux habe ich schon seit zwei Jahrzehnten immer mal wieder auf meiner Subskriptions-Liste; habe schon die eine oder andere sehr positive Erfahrung damit gemacht. Wie Du schon schreibst – kein weltbewegender Wein, aber meistens grundsolide sowie unter PLV-Gesichtspunkten interessant. Und -letztlich am wichtigsten: mir schmeckt er…
Viele Grüße!

Moin Axel,
dir natürlich auch frohe Weihnachten. Ich fand den Poujeaux abseits davon, dass er mir reifen Bordeaux näher gebracht hat, auch echt schön. Hätte ich einen wirklich vernünftigen Keller um Weine lange reifen zu lassen, würde ich auch mal so was subskribieren um es in 15-20 Jahren zu trinken. Aber für’s erste freu ich mich wenn ich ab und an mal etwas vergleichbares ins Glas bekomme.
Liebe Grüße und schöne Feiertage!

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