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€€€ Weintagebuch

Chardonnay vom Kap

Nachdem die letzten Beiträge teilweise sehr lang und theoretisch gewesen sind, gibt es heute nach längerer Zeit mal wieder einfach nur einen Wein, der es mir angetan hat.

Der Wein

Es gibt Chardonnay „Clay Shales“ 2021 vom Weingut Crystallum aus Südafrika. Eigentlich hätte das Thema „Südafrika“ noch auf die Liste meiner weiteren Projekte gehört. Allerdings ist das ein sehr breites Feld an unterschiedlichsten Weinen und Regionen, bei denen ich nicht unbedingt einen guten Durchblick habe und deswegen sehr auf konkrete Weinempfehlungen angewiesen bin. In diesem Fall kommt diese, wie recht häufig, von Hendrik Thoma und seinem „Wein am Limit“. Ich gestehe, dass ich eigentlich gar kein so großer Fan von Chardonnay bin. Das liegt vielleicht auch daran, dass die international renommierten Vertreter aus dem Burgund einfach preislich in Sphären abgedriftet sind, die für mich einfach nicht infrage kommen. Jedenfalls bin ich immer ziemlich aus dem Häuschen, wenn mir dann mal ein Chardonnay begegnet, der einfach voll meinen Geschmack trifft.

„Clay Shales“ bedeutet auf Deutsch „Tonschiefer“ und bezieht sich auf die Bodengeologie des Weinbergs, in dem dieser Wein wächst. Die Walker Bay gehört zu den cool climates von Südafrika, weshalb die Winzer es dort etwas einfacher haben, die Säure zu bewahren und trotzdem vollreife Trauben ernten zu können. In Südafrika von richtig coolem climate zu sprechen, sei hier mal kurz erwähnt, ist im Vergleich zur Mosel natürlich nur bedingt sinnvoll, aber im Vergleich zu den anderen Anbaugebieten Südafrikas, wie z. B. dem Stellenbosch, ist es hier schon bedeutend kälter.

Der Wein wird nur zu einem geringen Teil im neuen Holz ausgebaut und unfiltriert abgefüllt. Mit 2199 Flaschen kann man schon fast von einer Kleinstauflage sprechen.

Im Glas

Ich habe über das letzte Jahr festgestellt, dass große Weine, abgesehen von vielleicht etwas Belüftung, schon in den ersten Sekunden mal den Rahmen abstecken, in dem sie sich bewegen. Soll heißen, dass man sofort erkennt, dass man einen großen Wein (vergleichbar mit 95 Punkte aufwärts) vor sich hat. Wie groß er dann ist, findet man dann über die nächsten Minuten, Stunden oder sogar Tage heraus. Natürlich abhängig davon, ob am nächsten Tag überhaupt noch etwas übrig ist. Dieser Wein tut ganz genau das.

In der Nase ist das zuerst eine reife, aber keine üppige gelbe Frucht, untermalt von Nüssen und Zitrusfrüchten. Ich bilde mir ein, dass man den kleinen Anteil von neuem Holz erkennen kann, aber bei einem so jungen Wein kann das auch noch vom längeren Hefelager kommen. Jedenfalls riecht das glücklicherweise kein bisschen buttrig und kommt stattdessen mit dieser kühlen, mineralischen Note von nassem Stein, die ich sehr mag, daher. Die Debatte über Definitionen bzw. über die Existenz von Mineralität, soll hier gar nicht gestartet werden, aber ich persönlich habe hierbei immer diese Assoziation. Am Gaumen zeigt sich der Wein durch die knapp 6g Säure straff und geschliffen. Südafrikanische Weißweine haben bei mir schon häufig den Eindruck gegeben, als könne ich die raue, salzige Meeresluft riechen und schmecken und der Clay Shales tut dies ebenfalls. Nach hinten raus ist der Wein ziemlich phenolisch und strahlt unglaublich lang nach.

Tendenziell ist der Wein noch zu jung, aber trotzdem ist das trinkreifer als manch anderer 21er. Zum Glück habe ich noch zwei Flaschen davon im Keller und bin gespannt, was der Wein so in ein paar Jahren kann, denn ich glaube da ist die gläserne Decke noch nicht erreicht. Aber auch jetzt ist das schon großes Kino oder umgangssprachlich gesagt „scheißgeiles Zeug“! (€€€)

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