Wenn der Beitrag online geht, bin ich gerade dabei den Ben Nevis, den höchsten Berg Großbritanniens, hochzulaufen. Deshalb gibt es heute nur einen kleinen Flashback zu einem der absolut besten Weine meines letzten Jahrs. Ich könnte zwar theoretisch auch über spannende Whiskys schreiben, die ich in den letzten Tagen probiert habe, aber der Blog hat als Weinblog angefangen und ich würde es eigentlich gerne dabei belassen.
Der Wein
Also gibt’s doch Wein und nicht irgendwelchen. Wer sich auch nur ein paar Minuten mit dem Thema Wein aus Spanien beschäftigt hat, der hat schon mal von Viña Tondonia bzw. dem Weingut R. López de Heredia gehört. Der Lagenname wurde irgendwann so berühmt, dass er zum Bestandteil des Namens vom Weingut wurde. Wahrscheinlich könnte man ein ganzes Buch nur über das Weingut schreiben, in diesem kurzen Beitrag sollte aber erstmal nur stehen bleiben, dass es absoluter Kult in der Rioja und dennoch sehr fair bepreist ist. Der Wein, der mich Ende letzten Jahres so begeistert ist der Viña Bosconia Reserva 2009. Er wird aus 80% Tempranillo, 15% Garnacha und 5% Graziano und Mazuelo gekeltert. Der aktuelle Jahrgang ist 2010 was bedeutet, dass der Wein erst nach 12 Jahren Reife quasi komplett trinkreif auf den Markt kommt. Die besondere Erkenntnis mit diesem Wein war für mich wie unfassbar elegant, vielschichtig aber auch, ganz plump gesagt, lecker der Wein ist. Diese Rolle war bei mir vorher immer eher vom Spätburgunder besetzt, während Rotwein als ganzes bei mir immer eher in die füllige, kräftige oder manchmal sperrige Ecke gestellt wurde. Davon muss ich dringend mein Bild ändern und das geht am besten mit mehr probieren.
Im Glas
Diesen Wein habe ich tatsächlich mal dekantiert bzw gestürzt ;). Die Farbe ist nach 12 Jahren tiefrot mit orangenen Reflexen. Der erste Eindruck: intensiv fruchtig, tolles leichtes Holz in der Nase, etwas Kirsche, tendenziell eher rotfruchtig, etwas kalkige Kreide. Am Gaumen wirkt er noch etwas verschlossen bzw. der Holzeinfluss wirkt dominanter. Dann macht er mit mehr Luft mächtig auf und bekommt eine gewisse Kühle und etwas “gemüsige” Aromen. Das ist schon ziemlich beeindruckend aber trotzdem noch echt “lecker”. Am zweiten Tag: leicht lakritzig, minzig, kühl, Vanille, Kirsche; wirkt wirklich frisch für einen 12 Jahre alten Wein. Er hat stark aufgemacht und sich zu einem großartigen frischen, aber aufregenden Rotwein entwickelt. Für den Preis ist das großes Kino. (€€)