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€€ Weintagebuch

Gute Vorsätze fürs neue Jahr 2023

Nachdem es letzte Woche um das vergangene Jahr 2022 gegangen war, will ich heute ein bisschen darüber schreiben, was ich im neuen Jahr „weinmäßig“ vorhabe. Dabei geht es um neue Projekte, neue Gewohnheiten und die Zukunft dieses Blogs.

Projekte

#1 Riesling

Meine Lieblingsrebsorte in Weiß ist und bleibt Riesling. Ich habe mich in den letzten zwei Jahren bereits ganz gut mit trockenem Riesling eingedeckt, aber das meiste davon ist noch nicht wirklich in einem guten Trinkfenster. Im vergangenen Jahr habe ich allerdings auch gesehen, wie unfassbar gut gereifte frucht- und edelsüße Sachen sein können. Deswegen werde ich in 2023 vermehrt nach gereiftem Riesling, trocken und süß, Ausschau halten und mein Budget weniger auf die Arrivage der 22-er GGs konzentrieren. Vom 20-er Jahrgang werde ich vermutlich in zwei Jahren eine „5 Jahre danach“-Probe machen, da ich eine ganz gute Menge an 20er GGs und ähnlichem im Keller habe. Aber darüber hinaus möchte ich die Zahl an jungen Neuzugängen klein halten.

#2 Piemont

Nachdem ich im letzten Jahr meine erste organisierte Weinreise dorthin gemacht habe, sollte diese Wahl nicht zu sehr verwundern. Auch wenn ich die Moscatos sicher nicht aus den Augen verlieren werde, da ich diese Art von Wein einfach zu gut mit manchen meiner Freunde und Freundinnen trinken kann, werde ich meinen Fokus aber eher auf andere Weine der Region lenken.

Da wäre zuerst Timorasso, den ich ja schon einmal im Blog hatte. Die Rebsorte hat es mir echt angetan und verspricht mir mehr spannungsvolle interessante Weißweine aus Italien, als es Gavi, Lugana oder andere bisher gezeigt haben.

Dann will ich mich definitiv auch weiter um das Thema Nebbiolo kümmern. Da die großen Weine dieser Rebsorte leider meistens wirklich deutlich zu teuer sind, muss ich mich erstmal größtenteils um die einfacheren Qualitäten kümmern. Allerdings bin ich auch in diesen Bereichen schon sehr positiv überrascht worden.

Ganz anders dagegen ist es um Barbera bestellt. Wo ich vor dieser Reise noch nicht einmal einen im Glas hatte, so bin ich seitdem absolut begeistert. Was darüber hinaus bei Barbera von Vorteil ist, ist die Tatsache, dass er zwar exzellent reifen kann, aber auch jung schon richtig gut schmeckt. Außerdem kann man die Weltspitze bei Barbera auch noch bezahlen, was mir als Student sehr gelegen kommt.

#3 Silvaner

Nachdem ich im letzten Jahr zum ersten Mal das Gefühl bekommen hatte, den Silvaner ein bisschen besser verstanden zu haben und ihn für das zu würdigen, was er kann und ist, will ich mich auch hier weiterbilden. Riesling ist zwar schon mein persönlicher Favorit, aber man muss auch zugeben, dass er wirklich nicht immer passt. Und dann braucht man andere Weißweine, die weniger über expressive Frucht und mehr über tiefgehende Kräutrigkeit und leisere Töne kommen. Hierbei werde ich wahrscheinlich sogar das ein oder andere GG im September kaufen und weglegen. Es sei denn, der 22er-Jahrgang ist in Franken ein Totalausfall, was ich bisher glücklicherweise noch nicht gehört habe.

#4 Rising-Stars im Rheingau

Nachdem ich festgestellt hatte, dass mehr Dynamik im Rheingau ist, als ich vermutet hatte, habe ich mir im letzten Herbst vorgenommen, die jungen aufstrebenden Betriebe des Anbaugebiets kennenzulernen. Nachdem ich schon mal Dillmann in Geisenheim entdeckt habe, werden also auch noch weitere frische Gesichter folgen.

Kleinere Projekte

Hierzu zählen die Weine, die mich zwar sehr beeindruckt haben und von denen ich nochmal einzelne andere Vertreter kaufen und probieren möchte, aber nach denen ich nicht mein Kauf- bzw. Lagerverhalten ausrichten möchte. Dies sind Sauvignon Blanc aus der Steiermark, Albariño aus dem Rias Baixas, Rioja und Schaumweine ganz generell. Außerdem werde ich weiterhin babysteps ins Bordelais und ins Burgund machen, da mich die Weine teilweise schon echt fasziniert haben, aber meine Fachkompetenz wirklich gering ist und ich mich deswegen mal lieber langsam nach vorne probiere.

Neue Angewohnheiten

Ich züchte mich zum Klugscheißer, denn ich baue mir im Keller ein Weltweinbaumuseum. So etwa wurde im Blindflug-Podcast das Einkaufverhalten bezeichnet, wenn man aus jeder Ecke der Welt und von jedem gerade wieder neuen interessanten Winzer eine Flasche kauft und dort liegen lässt und nicht probiert. Wenn man mitreden will, muss man diese Weine auf Proben trinken oder selbst kaufen und zügig probieren. Denn sonst fällt man in die Selbsttäuschungsfalle, dass man hört, wenn andere über einen Winzer reden, von dem man zwar selber eine Flasche im Keller hat, weil man auch schon davon gehört hat, aber man diese noch nicht probiert hat und deswegen eigentlich nicht mitreden kann. Deswegen will ich meinen Keller lang- bzw. mittelfristig auf #1 – #3 ausrichten, um mich dort weiter durchzuarbeiten und diese Weine dann aber auch wirklich gut oder zumindest solide zu kennen. Sicher werden auch weiterhin „Experimente“ mit Weinen aus anderen Ländern und Rebsorten im Blog landen, wenn diese mir besonders in Erinnerung geblieben sind, aber diese werden in Zukunft nicht zum Lagern und Reifen gekauft, sondern zügig probiert.

Die nächste Angewohnheit ist eigentlich total unspektakulär, muss aber dennoch sein. Ich muss wieder mehr Gutsweine kaufen.
Ich hatte jetzt schon mehrfach die Situation, dass ich Gäste hatte und einfach eine Flasche Wein aufmachen wollte. Aber dann musste ich bei quasi jeder Flasche überlegen, ob ich sie nicht doch mit jemand anderem trinken möchte, ob sie vielleicht in aller Ruhe über mehrere Tage verkostet werden soll, um eventuell im Blog zu landen oder ob ich sie nicht zu einem ungünstigen Punkt während der Reife erwische. Und was soll ich sagen: Das ist nervig und muss geändert werden. Die Riesling-Gutswein-Thematik habe ich ja hier schon mal angesprochen, aber hin und wieder begegnen mir dann doch wieder spannende Gutsrieslinge und es gibt ja auch noch Gutsweine aus anderen Rebsorten, die womöglich auch noch etwas breitere Beliebtheit genießen. Jedenfalls brauche ich wieder ein paar einfachere Weine, von denen ich mehrere Flaschen auf Lager habe und bei denen ich nicht erst überlegen muss, ob ich sie trinken kann, will oder muss.

Darüber hinaus will ich auch eine alte Gewohnheit von mir ändern. Ich möchte lieber mehrere Flaschen von einem Wein kaufen, als immer nur eine einzelne, aber dafür dann alle von unterschiedlichen Weinen.
Beispiel: Ich habe vom Jahrgang 2020 alle vier Wittmann-GGs subskribiert. Aber jeweils nur eine Flasche, denn mehr ist da als Student noch nicht drin. Das ermöglicht mir zwar die Lagen gegeneinander zu probieren, aber eigentlich möchte ich lieber schauen, wie sich ein Wein über die Jahre entwickelt. Deswegen werde ich in Zukunft lieber z. B. vier Flaschen Kirchspiel subskribieren, anstatt jeweils ein Kirchspiel, eine Aulerde, ein Brunnenhäuschen und einen Morstein.

Als Schluss daraus werde ich versuchen noch eine weitere Angewohnheit zu integrieren. Bei den deutschen Weinen (Riesling und Silvaner) von denen ich mehrere Flaschen eines gleichen Weines kaufen möchte, werde ich versuchen diese erst auf dem Weingut zu probieren, soweit das möglich ist. Bei Einzelflaschen hat mir das bisher nicht wehgetan, wenn mal eine Empfehlung oder ein eigener Versuch nicht so richtig gefallen hat, aber wenn es dann in Zukunft mehr Flaschen von einem Wein sein sollen, dann ist mir schon daran gelegen, dass ich das vorher auch mal probiert habe. Auch wenn ich nicht inmitten zahlloser Weingüter und Anbaugebiete wohne, habe ich trotzdem eine deutlich kürzere Anreise als Weinfans, die irgendwo in Norddeutschland wohnen.

Neues Blogformat

Es gibt manchmal Wochen, in denen ich am liebsten mehrere Weine im Blog vorstellen würde. Bisher habe ich mich dann doch noch auf einen Wein beschränkt, aber in Zukunft werde ich auch mal Beiträge veröffentlichen, in denen auch mal zwei Weine vorkommen. So wie heute.

Außerdem werde ich dies nutzen, um auch mal eine kleine Gegenüberstellung von zwei Weinen zu machen und auch darüber zu schreiben. Ich habe ein paar Weine im Keller, bei denen es mich wirklich interessiert, wie die im Vergleich performen.

Die Weine

Wie schon gesagt, gibt es heute zwei Weine. Diese stehen prototypisch für zwei meiner Projekte im neuen Jahr. Der erste ist ein gereifter Riesling, der absolut in seiner Trinkreife angekommen ist. Der zweite ist ein Barbera der überragenden Art. Beide habe ich vorgestern in einem Blindtasting mit Freunden probiert.

J.B. Becker Wallufer Walkenberg Kabinett trocken 2015

Ellenlanger Name … Da kann man eigentlich dem neuen Weingesetz nur danken, dass so etwas inzwischen mehr Ausnahme als Regel ist. Glücklicherweise lenkt der Name nicht vom Inhalt ab, denn der hat es in sich. Frisch geöffnet ist das erstmal nur Petrol. So stark habe ich das bei einem gerade mal sieben Jahre alten Riesling noch nie erlebt. Nicht falsch verstehen, ich mag Petrol eigentlich ganz gerne, aber hier ist das zu diesem Zeitpunkt so intensiv, dass es fast alles andere überdeckt. Während ich schon daran denke, den Wein einfach eine Nacht lang im Kühlschrank zu lassen, denken andere am Tisch schon über eine Vergleichsprobe zwischen diesem Wein und stark verdünntem Super 95 Benzin nach. Mit etwas mehr Luft gefällt er mir schon besser, aber, wie erwartet, fängt er am nächsten Tag eigentlich erst richtig zu singen an. Das Petrol nimmt sich zurück und macht Platz für frisches Steinobst, etwas Honig, Lakritz und sogar etwas Ledriges. Die zarte, aber präsente Säure trägt den Wein lang nach hinten raus. So gefällt mir gereifter Riesling richtig gut.
Auch wenn der Wein rechtlich ein Kabinett ist, kann man ihn eigentlich nur schwer mit den Kabinetten der letzten Jahre vergleichen, da er einfach schon deutlich kräftiger ist als die beliebten Moselkabis. Allerdings hat er sich dennoch etwas Tänzelndes behalten. Ich finde ihn gerade mit ordentlich Luft gut zu trinken, aber am geschmacklichen Höhepunkt dürfte er dennoch noch nicht ganz angekommen sein. (€€)

Braida „Curej“ Barbera d’Asti DOCG 2020

Auf dem Weingut erzählte Raffaela Bologna, dass dieser Wein speziell für die Gastronomie gedacht ist und deswegen eigentlich nicht in den regulären Einzelhandel bzw. in den Export gehen wird. Weil er mir aber auch schon während der Verkostung sehr gut gefallen hatte, musste ich mir einfach eine Flasche mit nach Deutschland nehmen. Inzwischen hab ich ihn doch auf der Webseite eines deutschen Händlers entdeckt, daher darf er jetzt auch mit in den Blog. Wenn man den Wein hier nicht kaufen könnte, wäre es ja relativ sinnlos ihn hier vorzustellen …

Von all den Dingen, die mich an den Braida-Weinen beeindruckt haben, ist wahrscheinlich der Umgang mit hohen Alkoholwerten ganz weit vorne. Der Wein hat 15% Alkohol. Normalerweise würde man bei so einem Wert einen Rotwein erwarten, der einen komplett aus dem Sessel scheppert. Aber das tun diese Barberas nicht. Blind probiert schmeckt das vielleicht nach 13,5% und selbst das vermutet man auch nur, weil der Wein viel Kraft hat, nicht weil er einen spür- bzw. schmeckbaren Alkoholton hat. Nichtsdestotrotz haben solche Weine natürlich nicht so einen Trinkfluss wie Kabis oder Moscatos, aber für mich ist das genau die Art von Rotwein, die ich mir wünsche, wenn ich einfach eine spannende, aber sichere Bank haben will und mich nicht stundenlang mit hunderten von schwer zu greifenden Aromen beschäftigen will. Der Wein hat ordentlich Körper, ein gutes Maß an Frucht, die nicht ins Kitschige geht, einen leichten feinen Gerbstoff und ein solides Säuregerüst. Eine erneute Bestätigung dafür, dass ich mich in diesem Jahr vermehrt mit der Rebsorte beschäftigen will. (€)

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