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Reisen Weintagebuch

Walinauten aller Länder, vereinigt euch!

Großes Wapplerschaulaufen im Kaispeicher in Hamburg: Die dritte Episode der Waliversum rief und ich bin hingefahren. Meine Highlights gibt es heute im Blog.

Der 09. November hat schon jede Menge geschichtsträchtige Tage gesehen in diesem Land. Von der Novemberrevolution, den Novemberpogromen, dem Beginn der 68er-Revolution bis hin zum Fall der Mauer. Nun reiht sich ganz natürlich ein weiteres monumentales Ereignis in dieser Liste ein: die dritte Ausgabe der Waliversum in Hamburg. Wein am Limit hatte eingeladen ca. 30 Weingüter kennenzulernen, also ging es für mich vor ein paar Wochen nach Altona in die Kaispeicher zur Wapplerschaulaufen des Jahres. Den Bericht vom letzten Jahr findet ihr hier und die Preiskennzeichnung der Weine hier.

Sonntag, 10. November 2024, 10:49: Die Messe ist gelesen … äh, vorbei … und ich sitze in der Bahn zurück nach Marburg. In meinen Ohren schmettert der zweite Satz von Beethoven’s 9. Sinfonie und der Bordbistro-Kaffee würde wahrscheinlich selbst „sleepy Joe“ wieder zu Höchstform auflaufen lassen. Also alles in allem beste Voraussetzungen, um damit anzufangen die Ereignisse des gestrigen Tages mal einzuordnen. Was ein schönes Leben!

Bei 109 verschiedenen verkosteten Weinen muss man sich keine Illusionen machen, dass man jedem Wein Genüge getan hat und ihn fair bewerten konnte. Aber wer bei einer Weinmesse ernsthaft punktet, hat meiner Meinung nach sowieso die Kontrolle über sein Leben verloren. Wie sehr ich mich an meine eigenen Maßstäbe halte, wird wahrscheinlich später noch klar. Nun, so lasset die Spiele beginnen.

Waliversum-Highlights

Wie auch im letzten Jahr geht’s los mit Agricola Cherubini. Mit Schaumwein startet man einfach am besten in einen solchen Tag. Aus den Colline di Brescia in der Nähe der Franciacorta kommend, präsentiert Mattia Corbellini einen tollen Schaumwein nach dem anderen. Der Sui Generis – brut nature kommt mit drei Jahren Hefelager und einer frischen Säure daher – toller Einstieg. Am schönsten in diesem line-up gefällt mir aber der Levis Rosé Nature. Eigentlich bin ich kein großer Fan von Rosé-Schaumwein, weil mir das häufig schnell zu plüschig in der Frucht wird. Hier ist das anders. 100% Pinot, vier Jahre auf der Hefe und man hat einfach nur etwas mehr Körper, eine leicht beerige Frucht und Brioche zum Wohlfühlen. Richtig stark! (€€€) Mit zwei Jungsommeliers diskutiere ich darüber, ob das hier wirklich so natural ist, wie teilweise behauptet wird. Ein bisschen funky vielleicht, aber sonst …?

Als Nächstes steht bei mir das Weingut am Stein auf dem Programm. Ich darf mich auch in diesem Jahr wieder wichtig fühlen und mit meinem Presse-Armband eine Stunde früher rein. So kann man sich die Winzer raussuchen, mit denen man am meisten zu besprechen hat. Worüber ich Vinz Knoll aber ausquetschen wollte, erzähle ich ein anderes Mal. Stattdessen schwärme ich heute nur ein bisschen von seiner Scheurebe – WaL Edition 2023, die sicherlich viel gemeinsam hat mit der „normalen“ Stettener Scheurebe. Ich versuche mich immer wieder an Scheurebe, weil ich mich weigere sie als „deutsche Sauvignon Blanc-Interpretation“ abzutun. Ab und an hat man leider zwar wirklich genau diesen Eindruck, aber Weine wie dieser machen mir Hoffnung. Hier ist nichts quietschbunt und grasig, sondern sie wirkt wie die Fortführung der Stettener Silvaner mit etwas mehr Säure, etwas weniger Grip und einer hellen brillanten Frucht, die aber sehr im Hintergrund bleibt. Stattdessen ist der Wein einfach ähnlich karg und „mineralisch“ (das böse Wort) wie seine Herkunft. Super schön. (€)

Ich habe mich sehr gefreut Álvaro Loza wiederzusehen und endlich seine beiden Roten probieren zu können. Über den Contacto 2022 habe ich in meinem kleinen Bericht über Álvaro geschrieben, hier zu lesen. In Hamburg erzählt er mir außerdem, dass es im nächsten Jahr einen Contacto mit und auch einen Contacto ohne Maischegärung geben wird. Sein Haro Labastida 2021 wirkt jetzt schon recht zugänglich und hat diese betörende Kirschfrucht für die ich den Tempranillo liebe, wenn er nicht komplett mit Holz zugekleistert ist. Natürlich hat der Wein ordentlich Grip, der sich in den nächsten Jahren sicherlich sehr schön harmonisieren wird, aber trinkbar ist das jetzt schon. Wer Rioja hauptsächlich für lang im Holz gereifte schwere Reservas und Gran Reservas kennt, dem wird das hier ungewöhnlich filigran aber auch etwas unruhig vorkommen. Ich mag das unglaublich gern. (€€€) Der Cien Reales 2021 ist im direkten Vergleich viel ruhiger und verschlossener, aber da schlummert Rauch und Würze. Die Präzision in der Frucht ist beeindruckend. In fünf bis sieben Jahren bin ich wieder da. Bei diesem Wein tritt mal wieder der Begeisterungsmoment ein, wenn man selbst schon mal in dem Weinberg gestanden hat. (€€€€)

Dann kommt mein großer Fanboy-Moment: Chris Alheit treffen (und ihm die Füße küssen). So weit kam es dann doch nicht, aber den Mann hinter den sensationellen Weinen kennenzulernen war definitiv ein Highlight des Tages. Ach, und dann konnte man ja auch noch die ganze Kollektion einmal durchprobieren. Für die von euch, die noch nicht mit meiner Verehrung für die Weine von Chris und Suzaan vertraut sind, denen sei dieser Beitrag über den Hemelrand 2019 ans Herz gelegt. Zwei Weine seien heute herausgestellt, sonst schreib‘ ich mich hier noch um Kopf und Kragen. Fire by Night 2023 ist so schön linear, straight und hat diese Lasersäure, die den Wein ins Endlose zieht. Grenzgenialer Granit Gigant. (€€€)

Und dann noch Magnetic North 2023. Ich würde hier ja am liebsten einfach nur das schreiben, was in meinem Begleitheftchen steht („100 Punkte, fertig aus!“), aber das würde dem Wein nicht gerecht. Das Besondere an dem Wein ist nur, dass er alles hat. Saftige Säure, animierende Phenolik in Mittelteil und Abgang, eine Nase voller reifer, aber nicht überreifer gelber Frucht und dann die Kombination aus Konzentration, Anspruch, Dichte bei gleichzeitiger Leichtfüßigkeit, die bei mir die Alarmglocken für Sensationswein läuten lassen. Tim Atkin MW hat dem 2023er Nautical Dawn 100 Punkte gegeben (was Chris selbst nicht wirklich verstanden hat), weshalb er auch sofort ausverkauft war. Da ich eine Flasche davon hab, bin ich unglaublich gespannt darauf das in ein paar Jahren zu probieren, aber der Gegner wurde heute schon gefunden, denn ich wüsste nicht, wie man das noch besser machen könnte. Magnetic North hat sich über die letzten Jahre einen Namen als eins der Aushängeschilder für trockenen großen Chenin Blanc aus Südafrika gemacht und dafür ist der Preis absolut gerechtfertigt. Man muss sich nur am Beginn des Herbsts auf die Lauer legen und auf den Newsletter warten, denn meistens dauert es höchstens zwei Tage, dann ist der Wein verteilt. (€€€€)

Von Chris Alheit fahren wir imaginär drei Kilometer nach Westen bis zu unserem nächsten Halt: Craig Wessels und sein Weingut Restless River. Craigs Fokus liegt auf anderen Rebsorten und Rebsorten sind hier bewusst im Plural genannt. Sein Wein Wanderlust 2020 ist das Endresultat seines alljährlichen Meditationsspaziergangs durch einen Weinberg mit gemischtem Satz: Betonung auf „gemischt“! Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Ruby Cabernet, Barbera, Sangiovese, Tinta Barocca, Malbec & Roussanne … Was vielleicht nach einem Mix aus mangelnder Entscheidungsfähigkeit, Langeweile und allgemeinem Wahnsinn klingt, schmeckt tatsächlich unglaublich lecker. Kein großer Wein, der mir von der Einzigartigkeit der Lage oder ähnlichem erzählt, aber diese undefinierbare rote und dunkle Frucht wird von einer schönen Säure und frischem Gerbstoff gepuffert und macht mir unglaublich Spaß. (€€€) Sein größter Wein ist für mich aber der Le Luc Pinot Noir 2021, der ähnlich zu einigen Cape Chenins, diesen leicht salzigen Touch hat, der hier in diesem Wein ganz groß rauskommt. Er scheut sich außerdem nicht seiner fast opulenten Frucht. 13.5% Alkohol runden das Paket ab und ich weigere mich erneut das zu spucken, was ich insgesamt sehr konsequent durchgezogen habe. Großes Kino! (€€€)

Die ersten Messebesucher sind angekommen und ich mache mich schnell auf zum Stand der Maison Harbour bevor gleich schon alle Flaschen inhaliert wurden. Nicholas Harbour ist trotzdem schon früh am Tag komplett belagert und so komme ich gar nicht richtig dazu ihn zu fragen, wie man eigentlich in einem so strikten Regulations- und Klassifikationskorsett wie dem Burgund neue Impulse setzen kann. Pech gehabt, dann muss ich wohl Meursault Blagny 1er Cru 2022 trinken. Ein schweres Los … Es ist tatsächlich mein erster Meursault 1er Cru und angesichts des Preises hätte ich mir fast gewünscht, dass er mir nicht so unglaublich gut schmecken würde. Im Vergleich zum vorherigen Wein (Santenay 1er Cru Les Gravières) hat er etwas weniger Säure und macht dieses mit eleganter Gewalt wieder wett. Leider ganz groß! (📉) Ich gönne mir eine Minute, um den Abgang zu erleben, aber danach kommt ja noch sein Bourgogne Aligoté Les Tilles 2022. Man würde meinen, dass ein vergleichsweise einfacher Wein gegen diesen Giganten sang- und klanglos untergeht, aber der Aligoté hält stand. Dabei hilft ihm sicher die kräftigere Säure, aber die wird gestützt von feiner Frucht und erstaunlich viel Kraft. Hut ab. (€€€)

Ich schreibe in diesem Jahr nichts zu Mullineux, weil sie im letzten Jahr groß gefeatured waren. Trotzdem sei kurz gesagt, dass das auch in diesem Jahr wieder eine sehr geile Performance war. Vorne weg: Chenin Blanc „Schist“ 2023 – groß! (€€€€)

Eine Ecke weiter gibt es einen Stand an dem verschiedene Weine aus dem Portfolio aber ohne Winzer vorgestellt werden. Dort treffe ich auf Patrick aus dem WaL-Team, der sich sonst um den Online-Shop kümmert, aber an diesem Nachmittag sicher durch ein Feld von Neuseeland bis in den Libanon führt. Mit Sidney aka MiltonSidneyCurtis, der seit einiger Zeit die Weinbloggerszene aufmischt, probiere ich den Swartland White 2023 von Eben Sadie. Ein beinahe noch abstruser Rebsorten-Mix wie Craig Wessels Wanderlust, aber diesmal halt in weiß. Der Wein hat was von Weißburgunder auf Steroiden und ich finde das unglaublich lecker. (€€€)

Um meine Chenin Blanc-experience noch abzurunden, gehe ich zu Geraldine Lambert und probiere mich durch. Während ich bei den Cabernet Francs eher nur auf der intellektuellen Ebene abgeholt werde, trifft der Saumur Clos David 2021 dann wieder ganz genau meinen Geschmack. Die Mischung aus dieser betörenden Frucht, tollem Schmelz, etwas Holzaroma und einer Idee Gerbstoff im Abgang erzählt genau die Geschichte, auf die ich bei Chenin Blanc hoffe. Der Riesling kriegt langsam echt Konkurrenz auf seinem Lieblingsrebsorten-Thron. (€€€)

Stand Nummer 2 ist Gut Oggau, ein Weingut das selbst hier auf dieser unkonventionellen Messe polarisiert. Bei mir muss auch eine ganz bestimmte Stimmung herrschen, damit ich richtig Lust auf diese Art Wein bekomme. Meist fällt das mit dem Frühlingsanfang zusammen, wo man so langsam vom kräftigeren Rotwein wieder mehr ins leichte übergehen will. Für mich brillieren am heutigen Tag der Atanasius 2022 und die Winifred 2023. Wer mit dem Konzept des Weinguts noch nicht vertraut ist, kann sich gern hier einlesen. Ich notiere mir kurz und knapp „funky, aber Trinkfluss-deluxe“. (€€€) Mit einem älteren Herrn neben mir diskutiere ich, ob der dreistellige Betrag für den weißen 2016er gerechtfertigt ist. Ich glaube, er tut sich mit dem Ritt auf der Essigton- und Mäuseklinge deutlich schwerer als ich und ich finde das auch nicht verwerflich. Trotzdem zeigt die gereifte „Familienzusammenführung“, dass Naturwein reifen kann. Ich finde ihn nicht „kolossal“ anders in der Aromatik als ein junger weißer Gut Oggau, aber das ist ja im besten Fall auch ein Qualitätskriterium dafür, dass diese Art Wein trotz mangelnder Schwefelgabe reift. Ob man sich deshalb den Wein zulegen muss, kann ich nicht beantworten. (📉)

Und zu guter Letzt, die Legende: Hans-Vinding Diers und die Bodega Noemia de Patagonia der mit die weiteste Anreise hatte. Mit ihm rede ich über seine Weinberge und das unverwechselbare Mikroklima am Río Negro mit den gigantischen Temperaturunterschieden von Tag zu Nacht, welche für die frische Säure sorgen: In der Extreme entsteht die Harmonie. Hans schwärmt von seinen uralten pre-phylloxera Reben und ich bekomme noch einen weiteren Grund irgendwann zu meinem Traumreiseziel aufzubrechen. Sein A Lisa war damals tatsächlich sowas wie meine Einführung in die Rebsorte Malbec. Ich fand ihn damals so schön und er passte sehr gut zu einer meiner ersten kleinen Storys des Blogs.

Ein Mann – ein Meisterwerk.

Heute, über zwei Jahre später probiere ich seinen Noemia 2020 aus 1932 gepflanzten Reben und ich denke zum zweiten Mal an diesem Tag darüber nach wo er sich auf der Liste der besten Weine, die ich je getrunken habe einsortieren würde. Zwei Minuten später schenkt er mir dann auch noch den 2022er ein und ich bin begeistert davon, wie dieser Wein trotz seiner Jugend jetzt schon diese unglaubliche Ruhe und Harmonie in sich trägt. Das ist die Art von großem Wein ich anbete, denn natürlich hat der Wein locker noch 20 Jahre an Entwicklungs- und Lebenszeit vor sich, aber er strahlt auch jetzt schon. Ich hätte das auf der Stelle getrunken, hätte man mich mit der Flasche alleingelassen. Grenzgenialer Wein und ein unglaublich netter Mensch. (📉)

Lass den Chianti liegen!

Zum Ende des Tages kam ich nochmal in den Genuss an einer Masterclass über die Weingüter Candialle und Molino teilnehmen zu können. Tasting-Maestro Torsten Junker erklärt in Abwesenheit der Winzerin Josephin Peränen wo die beiden Chiantis herkommen, wie sie produziert werden und wer dahinter steckt. Dass der blaue Schiefer in den sogenannten Galestro-Böden durch den winterlichen Frost splittert, war mir tatsächlich noch komplett unbekannt. Der La Misse di Candialle 2022 von Candialle wirkt noch sehr jung, und darf gern noch ein paar Jahre im Keller verschwinden. (€€)
Im Vergleich dazu zeigt sich ihr Chianti Classico Riserva 2017 deutlich zugänglicher und hat trotzdem noch Potenzial für weitere Jahre. Gefällt mir gerade richtig gut. (€€€)

4 mal Rotwein und mindestens 3 mal ordentlich Gerbstoff – gut, dass die MC erst am späten Nachmittag stattfindet.

Der Barbera kickt nach hinten raus

Immer wenn ich mal wieder länger nicht Piemont getrunken habe, kommt ein Wein (oder mehrere) der mich wieder an die Region kettet. Zwei davon präsentiert Marco Molino aus Treiso im westlichen Barbaresco an diesem Nachmittag. Der erste ist sein Barbera d’Alba Superiore 2021, welcher eigentlich auch noch seine Einzellage tragen müsste, aber das ist im Barbaresco nur beim Nebbiolo erlaubt. Im Antrunk noch etwas mollig und sehr kirschfruchtig … dann kickt nach hinten eine straffe Säure die den Wein lange am Gaumen hält. Kein großer Wein, aber Wohlfühlrotwein par excellence. Die meisten Teilnehmer sind geschockt von den 15% Alkohol, weil man sie aber auch einfach nicht schmeckt. Barbera wird halt immer noch oft missverstanden. (€€€) Der Barbaresco Ausario 2020 hat dann alle Anlagen dafür mal ein großer Herkunftswein zu werden. Das ist er eigentlich jetzt schon, aber ich würde ihm gern nochmal mindestens 3-4 Jahre Lagerzeit geben bevor ich mich da festlege. Champignons, Waldboden, leicht floral, etwas Satelleder, die typische ziegelrote Farbe und sein straffes Gerbstoffgerüst zeichnen ihn als einen unglaublich schönen Barbaresco aus. Kann man jetzt schon trinken, aber lieber noch ein paar Jährchen warten … oder auch 20-30. (€€€)

Deluxe Aussie-Chard

Seit einigen Wochen habe ich den YouTube-Kanal „Wine for the People“ entdeckt. Das Konzept ist folgendes: Drei weinbegeisterte Australier in ihren dreißigern verkosten Wein blind, sagen, ob er ihnen gefällt und raten, was es sein könnte, wie viel die Flasche kostet und wie viele Flaschen sie davon kaufen würden. Seitdem weiß ich, wie viel Chardonnay down under getrunken und produziert wird. Ich kriege das nur nie ins Glas und war dementsprechend hyped als ich Patrick Sullivan im Winzer line-up für die Waliversum entdeckte. Zu dem Zeitpunkt, als ich bei ihm an den Stand komme, habe ich schon einiges an grandiosem Chardonnay getrunken. Crystallum, Restless River, Matthiasson, Harbour, you name them. Aber was Patrick hier auf die Flasche gebracht hat, macht mich sprachlos. In meiner Vorstellung müsste alles aus Australien viel mehr hitzegeprägt und fetter sein … ja nee. Dieses Land ist einfach so riesig, dass das Gippsland schon wieder auf dem 38. südlichen Breitengrad liegt – also fast am Rand der möglichen Weinbauzonen. Wenn man den Klimawandel einrechnet, sieht das vielleicht aber inzwischen auch schon wieder anders aus.

Was ist denn nun das Besondere an seinen Weinen? Patricks Chardonnays sind komplex, tiefgründig, spannungsvoll und lösen dabei einen derartigen „Saufreflex“ aus von dem jeder einfache Basiswein nur träumen kann. Die meisten Weine sind entweder im besten Sinne unkompliziert und animierend oder sie flexen wie Markus Rühl bei der Mr. Olympia die Muskeln um zu zeigen, was sie können. Hendrik würde das wahrscheinlich „deliciousness“ nennen. Ich stehe jedenfalls an diesem Stand, probiere einen Chardonnay nach dem anderen und mir entgleisen regelmäßig die Gesichtszüge. Also habe ich die liebe Annekathrin aus dem WaL-Team gefragt, ob ich einen der drei nochmal als Muster in Ruhe für den Blog nachverkosten kann. Ganz selbstlos natürlich ;))

Patrick Sullivan Chardonnay Baw Baw Shire 2023

Im Datenblatt des Weines steht drei Wochen lang im Barrique (30% Neuholz) vergoren. Das zeigt die Nase nun wirklich gar nicht. Hier spielt das Holz nur die Nebenrolle. Der Wein riecht so, als hätte man einen China Böller Typ-A (nicht die großen) mit ein wenig Honig und Orange übergossen und auf einer Blumenwiese hochgehen lassen. Die Popcorn-Maschine daneben komplettiert dann das Bild. Im Mund kommt dann die unglaublich saftige Säure und diese betörend schöne süße Frucht (<1g RZ) zusammen und der Wein fängt an zu tanzen. Nach hinten raus räumt dann leicht bittere Orangenschale auf und verlangt nach dem nächsten Schluck. Für mich ist das ganz große Kunst. In einer Montrachet-Probe hätte er es wahrscheinlich schwer, weil er eben kein Bodybuilder ist (nicht, dass ich je an einer Montrachet-Probe teilgenommen hätte … falls mich aber jemand zu einer einladen möchte …), aber das Gesamtpaket stimmt. Extrem spannender Charakterstoff! (€€€)

Fazit

109 Weine in 7.5 Stunden – ich bin echt zu bemitleiden. Während der geübte Wiesbaden-Verkoster nur müde lächelt, gebe ich mich danach geschlagen. Wieder einmal war das ein Highlight meines Weinjahres 2024. So viele nette Menschen kennengelernt, so viele tolle Weine probiert und dann noch Chris Alheit getroffen: Was will man mehr? Absolut Hut ab an Hendrik, Bianca, Annekathrin, Sven, Patrick, Jonathan und Torsten und natürlich alle, die ich nicht kurz kennenlernen konnte. Große Klasse was ihr da inzwischen Jahr für Jahr auf die Beine stellt. Cheers, es war mir eine Freude!

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