Wie der Weinbau seinem jährlichen Rythmus folgt, so tauchen auch im Internet manche Themen rund um Wein immer schön zur gleichen Zeit im Jahr auf. Wenn im Herbst die Tage wieder kürzer werden und der Regen einen eher in die warme Bude locken, dann kommen die Leute mit ihren Rotweinempfehlungen. Wenn im Frühling der erste Spargel aus den Gewächshäusern gestochen wurde, fangen sich wieder alle an darüber zu streiten, ob man nicht doch Riesling zu Spargel trinken kann, weil die meisten dann doch im Zweifelsfall mehr davon im Keller haben und gerade kein gereiftes Silvaner-GG zur Hand ist um damit auf Instagram zu flexen. Wem noch mehr von diesen Beispielen einfällt kann diese gerne in die Kommentare schreiben.
Wenn’s dann warm wird
Ein letztes Beispiel habe ich noch. Wahrscheinlich ist dies auch das bekannteste. Sommer und Rosé. Ich meine, die Geschmäcker gehen auseinander und was gefällt das gefällt. Aber bei 30 Grad nachmittags auf der Picknickdecke oder Abends als „Sundowner“ Châteauneuf-du-Pape trinken stell ich mir jetzt nur so semi-gut vor. Dann doch lieber was fast eiskaltes, das farblich auch mit der Aperol-Spritz-Fraktion mithalten kann. Je nachdem, ob es ein guter Rosé ist oder nicht, hab ich sogar inzwischen selbst angefangen mal einen Eiswürfel mit da reinzutun, damit ich das Glas nicht innerhalb von drei Minuten austrinken muss und mich nicht am Ende des Abends aus Eile abschießen musste. Rosé ist meistens irgendwie mehr Lebensgefühl als wirklich Wein und eigentlich ist das auch gut so. Gerade so als Nerd macht man sich schon regelmäßig genug Gedanken über vergorenen Traubenmost, das muss dann am Pool, in Balkonien oder im Park nicht auch noch sein. Besonders, weil man in den seltensten Fällen diese Situationen mit der Weingruppe, sondern eher mit Freunden erlebt. Für alle, die aber auch zu solchen Anlässen einen gewissen Anspruch an ihr lachsfarbenes Getränk stellen, hätte ich den ein oder anderen Tip. In diese Weine würde ich zwar definitiv keine Eiswürfel mehr stecken, aber … es ist ein freies Land.
Der Wein
Der heutige Lachs ist gar nicht mal so lachsig. Vielmehr erinnert die Farbe an Angela Osbornes Grenaches, wenn sie noch ein bisschen „dreckiger“ wären. Aber farblich ist das schon ähnlich. Es gibt Rósza Petsovits 2021 vom Weingut Weninger aus dem Burgenland. Eine Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt, Syrah und Spätburgunder. Der Wein ist in vielerlei Hinsicht besonders. Einerseits liegen die Weinberge sowohl in Österreich, als auch in Ungarn. Deswegen muss er auch als „Europäischer Wein“ vertrieben werden und darf keine Herkunft tragen. Die Bio-Zertifizierung hat er trotzdem. Andererseits ist er ein hervorragendes Beispiel dafür, wie unfassbar gut „Naturwein“ sein kann. Und nein, über den Begriff wird jetzt nicht gestritten. Spontanvergoren, sechs Monate auf der Feinhefe im großen Holz, BSA, 10 mg/l Gesamtschwefel, unfiltrierte Abfüllung, etc. pp. Franz Weninger ist bei respekt biodynamisch zertifiziert und gehört längst zu den besten Blaufränkisch-Produzenten der Welt.

Im Glas
In der Nase bespielt der Wein das ganze Spektrum von Erdbeere bis Apfelessig. Dazwischen mischen sich Eukalyptus, viel Würze, rote Beeren und einfach diese sehr typische „natural“ Art. Eigentlich braucht’s da gar keine große Beschreibung. Das Zeug ist einfach sau trinkig und für die Qualität, die man bekommt, auch noch echt günstig. Sommerwein zum Wohlfühlen oder so 🤷 (€)