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€€ Weintagebuch

Ein Schuss ins Blaue

Hin und wieder finde ich Weine, über die ich quasi nichts weiß, sie mich aber irgendwie besonders reizen und ich sie dann einer spontanen Eingebung nach kaufe. Der heutige Wein ist genau so ein Fall.

Hin und wieder finde ich Weine, über die ich quasi nichts weiß, sie mich aber irgendwie besonders reizen und ich sie dann einer spontanen Eingebung nach kaufe. Der heutige Wein ist genau so ein Fall.

Der Wein

Es gibt Vadduna Longa Bianco 20 von Giuseppe Calabrese. Ich bin auf den Wein aufmerksam geworden, als ich im Sortiment von Wein am Limit gestöbert habe. Er fiel mir dadurch auf, dass er 7,9 g/l an Säure hat. Das mag für eingefleischte Rieslingfans nach nichts Besonderem klingen, aber der Tatsache geschuldet, dass der Wein in Kalabrien, einem der südlichsten Gebiete Italiens, wächst, hat mich dann doch etwas stutzig gemacht. Denn eigentlich sind italienische Weißweine nur sehr selten so säurehaltig, da den Einheimischen das meist schnell zu sauer wird.

Der Wein wird aus der Guarnaccia Traube gekeltert, welche, meiner kleinen Recherche nach, quasi in Vergessenheit geraten ist und inzwischen fast nur noch im Gebiet “Cosenza” angebaut wird, wo auch dieser Wein herkommt. Da es eine weiße Rebsorte ist, fällt auch der Vergleich mit der deutlich bekannteren “Garnacha/Grenache” weg.
Die Reben für diesen Wein stehen auf etwa 650 m ü. N.N., was sicherlich die hohe Säure begünstigt. Giuseppe Calabrese gibt den ganzen Trauben nach der Ernte erst einmal 24 Stunden Maischestandzeit bevor er den Saft spontan im Stahltank vergärt und den Wein dann für sechs Monate auf der Vollhefe liegen lässt.

Im Glas

Beim ersten Einschenken merkt man erstmal schnell: “Hm, das ist ja orange…”. Das finde ich deswegen seltsam, da, soweit ich weiß, 24 Stunden Maischestandzeit eigentlich nicht dafür ausreicht, um so eine Farbe zu erzeugen. Außerdem ist der Wein darüber hinaus auch nicht wie ein Orangewine gemacht. Na ja, ich werde da gerade auch nicht schlauer draus und lasse die Farbe jetzt einfach mal außen vor. Aromatisch ist das aber in der Tat sehr anders als jeder andere “klassische” Weißwein den ich kenne. Die Aromatik geht vielmehr ins Kräutrige und der Gesamteindruck ist eher fruchtfern. In der Nase erinnert mich das irgendwie an gereiften roten Rioja. Darüber hinaus finde ich hier Zimt und ein wenig Orangenschale. Am Gaumen wird dann der restliche Eindruck von Weißwein begraben. Das hat richtig Struktur über einen ordentlichen, aber nicht übermäßigen Gerbstoff, der mit der kräftigen Säure zusammen ziemlich adstringierend wirkt. Auch wenn das erstmal etwas abstoßend klingt, finde ich das sehr interessant und möchte instinktiv nachprobieren. Der Abgang ist dann dank der guten Phenolik recht lang und spannungsvoll. Das gefällt mir gut. Wahrscheinlich würde der Wein sehr gut zu einem kräftigeren Essen passen, aber mir gefällt er trotz der gewissen Sperrigkeit auch solo ganz gut. Auch wenn es keine Offenbarung ist, hat er trotzdem meinen Horizont erweitert. (€€)

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