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Riesling – eine große Liebe

Wer schon mal den Podcast „Blindflug“ gehört hat, wird sofort wissen, was ich meine. Darin wird von Menschen, die Riesling nicht nur als die beste aller Rebsorten bezeichnen, sondern die auch der Meinung sind, dass er wie keine andere Rebsorte vielfältig, langlebig und preiswert ist, als „Riesling-über-alles-Fraktion“ (RAF) gesprochen. Dabei bezieht sich die Parallele zur „Roten Armee Fraktion“ (RAF) lediglich auf die Renitenz bzw. die Engstirnigkeit der Hardcore Riesling Fans und soll keineswegs die Taten der tatsächlichen RAF verharmlosen.

Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich da nicht richtig dazugehöre, aber trotzdem ist Riesling ziemlich unangefochten meine Lieblingsrebsorte. Ich spreche dabei hauptsächlich über trockenen Riesling. Nichtsdestotrotz habe ich definitiv auch eine Schwäche für geil gemachte fruchtsüße Kabis.

Warum Riesling?

Was ich am Riesling so gut finde, ist hauptsächlich, dass er unglaublich gut immens viel Druck haben kann, ohne dabei seine Finesse zu verlieren. Das ist allerdings häufig so ein bisschen der Ritt auf der Rasierklinge, den nicht alle Winzer gleich gut beherrschen. Darüber hinaus habe ich was trockene Rieslinge angeht für mich bisher die Beobachtung gemacht, dass er für mich meistens erst ungefähr ab dem Ortswein-Level so richtig Spaß macht. Bei Gutsweinen bin ich häufig lieber bei Weißburgunder, Muskateller oder irgendwelchen spannenden autochtonen Rebsorten aus der ganzen Welt. Deswegen steigen wir heute auch mal was Riesling angeht ziemlich weit oben ein. Nicht weil das Weingut nicht auch schon fantastischen Stoff im Ortsweinbereich macht, sondern weil ich bisher noch nie mal einen der großen Lagenweine probiert habe und das jetzt nachhole.

Es gibt Rüdesheimer Berg Roseneck 15 von Theresa Breuer. Der Wein wird antizyklisch immer erst dann auf den Markt gebracht, wenn Sie ihn für bereit empfindet. So kam es, dass dieser Wein erst Ende 2021 auf den Markt gebracht wurde und man ihn quasi trinkreif kaufen konnte. Was mich an ihren Weinen fasziniert ist, wie viel Druck sie entwickeln können, ohne hoch im Alkohol zu sein. Die meisten Riesling GGs haben mindestens 12,5 %, mit Tendenz zu 13 %. Dieser hier hat 11,5 % und passt geschmacklich exakt in diese Kategorie der Faust im Samthandschuh.

Im Glas

Anfangs wechselt der aromatische Eindruck ständig zwischen kühler Präzision und reifer Opulenz. Erklären könnte man das einerseits durch das extrem windige Klima am Rüdesheimer Berg und andererseits durch den ziemlich warmen Jahrgang 2015, allerdings ist das nur Spekulation. Nach ein paar Minuten kommt in der Nase der typische Petrolton, Orangenschale und etwas Minze. Am Gaumen kommt mit Luft eine straffe aber reife Säure, schöner phenolischer Grip und ein dezenter angenehmer Bitterton wie man ihn bei Grapefruits findet. Mit zwei weiteren Tagen Luft mischt sich dann auch eine richtig spannende Salzigkeit mit rein.
Das ist ganz großer Stoff, hat nur natürlich seinen Preis, aber wenn man bereit ist diesen zu bezahlen, bekommt man trockenen Riesling auf höchstem Level. (€€€€)

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