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€€ Weintagebuch

Das Timorasso-Projekt (Part 2)

Im Rahmen meiner Reise ins Piemont Ende letzten Jahres habe ich unter anderem Timorasso kennengelernt. Walter Massas “einfacher” Derthona hat damals schnell meine Neugier geweckt, weshalb ich mir zu Beginn des neuen Jahres vorgenommen habe, die Rebsorte richtig zu erkunden. Bevor es nächste Woche für mich unter anderem ins Piemont in Urlaub geht, wollte ich nochmal checken, ob ich die Rebsorte wirklich so toll finde, bevor ich vor Ort nach neuen Weinen suche.

Der Wein

Es gibt Derthona Timorasso 2020 von Vietti. Die Zahl der Winzer, die Timorasso im Anbau haben steigt zwar, allerdings sind viele davon in Deutschland nicht oder nur sehr schwer erhältlich. Vietti dagegen ist als großer Barolo Produzent deutlich leichter zu bekommen. Wie auch Massas Timorasso stehen die Reben für diesen Wein in den Colli Tortonesi. Die Maischestandzeit ist aber gerade im Vergleich deutlich kürzer, wobei der Ausbau dann wieder recht ähnlich in größeren neutralen Gebinden stattfindet. Während seiner zehn Monate im Tank oder Fass wird die Hefe regelmäßig durch Battonage aufgerührt.

Im Glas

In vielerlei Hinsicht lohnt sich der Vergleich zum Derthona 2020 von Walter Massa, den ich hier schon mal besprochen habe. Obwohl der Vietti farblich deutlich heller ist, zeichnet er sich vor allem durch seine ruhige Art aus. Nicht zu reife Birne, Orangenschale, Eukalyptus, Anis und eine Idee von Petrol, aber alles deutlich weniger expressiv. Am Gaumen zeigt sich dann aber, dass der Wein doch extrem viel Druck entwickeln kann. Ich habe leider keine Analysewerte gefunden, aber die Säure ist für einen italienischen Weißwein sehr ausgeprägt, was sicher auch dadurch begünstigt ist, dass Vietti bewusst auf den BSA verzichtet. Der Wein hat eine sehr griffige Phenolik und einen leichten Bitterton im Abgang, was gemeinsam sehr lange nachhallt – großartig! Ich würde definitiv ein größeres Glas empfehlen. Der Wein verträgt zwar eine längere Belüftung, benötigt sie aber nicht zwangsläufig. (€€)

Obwohl es nicht wirklich sinnvoll ist, Timorasso mit deutschen Rebsorten zu vergleichen, da er einfach eine sehr eigenständige Aromatik hat, finde ich es trotzdem manchmal zur Orientierung ganz nett, wenn man eine gewisse Richtung genannt bekommt. Gerade mit viel Luft hat sich Massas Timorasso damals mehr in die opulente Riesling-Richtung entwickelt. Vietti ist dagegen viel leiser, dafür aber auch deutlich feiner und eleganter. Mich persönlich erinnert das ein wenig an so manches Silvaner GG, weil beide sich ein bisschen der kräutrigen Heu und Stroh Aromatik bedienen.

Im direkten Vergleich gefällt der Vietti ein ganzes Stück besser als Massas Timorasso, allerdings kenne ich auch noch nicht Massas Einzellagen sondern nur die “Basis”. Die Weine dieser Rebsorte sind wirklich etwas Faszinierendes und für mich ein großes Gegenargument, wenn mal wieder auf italienischen Rebsorten rumgehackt wird.

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