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€€ Weintagebuch

Wein vom Mond?

Okay, ich gebe zu, der Titel ist eventuell nicht ganz ernst gemeint, aber wer den Ort sieht, an dem der heutige Wein wächst, der versteht hoffentlich, was gemeint ist.

Der Wein

Es gibt Andreis 2020 vom Weingut Vinas Mora aus der Region Primosten in Kroatien. Gefunden habe ich den Wein über die Jungs von der Vinothek Freiheit in Ulm, die die Weine nach Deutschland importieren. Abgesehen von der autochthonen Rebsorte „Babic“ aus der dieser Wein gekeltert wird, ist auch der Ort, an dem er wächst, ziemlich einzigartig. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ein paar der Bilder auf dem Instagramkanal des Weinguts zeigen, allerdings möchte WordPress da gerade nicht mitspielen. Vielleicht reiche ich es nach, andernfalls kann man es auch hier sehen. Der Wein wird im gebrauchten Stückfass ausgebaut. Das Besondere an der Weinbereitung ist allerdings die Entscheidung, die eine Hälfte der Trauben wird nur für einen Tag auf der Maische gelassen und dann mit der anderen Hälfte, die ebenfalls lediglich vier Tage lang mazeriert, verschnitten. Das Ergebnis ist krass. Sehr individuell, aber krass.

Im Glas

Erstmal fällt die Farbe auf. Durch die teils extrem kurzen Maischestandzeiten zieht der Wein nur wenig Farbe aus den Schalen. Obwohl es aromatisch eigentlich nicht in der Welt des Pinots ist, erinnert die Farbe einerseits aber schon an unfiltrierten Spätburgunder. In der Nase hat das dann aber mit Pinot kaum etwas zu tun. Für mich hat das was von einer Kombination von Nebbiolo und Merlot, klingt seltsam, ist aber was dran. Denn während die Frucht schon etwas Pflaumiges hat, liegt dahinter etwas leicht Teeriges. Am ersten Tag ist das zudem noch sehr reduktiv, fast schon ein wenig stark stinkend, aber noch nicht unangenehm, was sich mit Luft aber gibt. Die Nase ist spannend, aber meiner Meinung nach nicht das Besondere an diesem Wein. Das spielt sich am Gaumen ab. Hier ist der Wein einerseits frisch, aber vor allem saftig bis zum Gehtnichtmehr. Dann kommt in Form von Eisen bzw. Fleischsaft die zweite Ähnlichkeit zum Pinot. Dahinter liegt ein wenig Gerbstoff, der nach hinten raus für etwas Struktur sorgt, ohne dabei extrem austrocknend zu sein. Der Abgang ist eher mittellang, aber trotzdem schön.

Ich finde, jeder, der gerne Spätburgunder trinkt sollte das mal probiert haben. Man darf hinsichtlich unfiltriert und leichtem Reduktionsstinker nicht zu empfindlich gegen die typischen „natural wine“ Töne sein, aber darüber hinaus ist das ein unglaublich animierender Rotwein. Geht auch gut leicht gekühlt im Sommer, funktioniert aber auch hervorragend als vollwertiger Rotwein im Herbst. (€€)

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