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€€ Weintagebuch

Schall und Rauch

In einem meiner letzten Beiträge über den Finca La Montesa habe ich mal kurz angerissen, welchen Einfluss der Winzer Alvaro Palacios auf die Entwicklung des Mencía im Bierzo hatte. Heute fülle ich meine Bildungslücke und habe endlich das erste Mal einen Mencía im Glas.

Der Wein

Ausgesucht habe ich mir den Mencía de San Pedro de Olleros 2019 vom Weingut Banzao. Bierzo liegt im Nordwesten Spaniens, ganz in der Nähe von Galizien, gehört aber noch zur Region Kastilien und León. Der Ort San Pedro de Olleros befindet sich nördlich der Provinzhauptstadt Ponferrada in einem Gebiet, das für Wein eigentlich überhaupt nicht berühmt ist. Dort produziert Silvia Marrao auf drei Hektar hauptsächlich Mencía und Godello, aber auch etwas Doña Blanca in Kleinstauflage. Dieser Mencía de San Pedro de Olleros ist quasi so etwas wie ein Ortswein, mengenmäßig läge das in Deutschland aber mit 3331 Flaschen im Jahr 2019 eher bei den GGs. Der Wein aus der Einzellage Penédon zählt allerdings auch nur 680 Flaschen.

Die Weinberge für diesen Wein sind geprägt vom Schiefer, der überaus typisch für die Region ist. Die Trauben werden teilweise entrappt und der Wein wird dann nach sieben bis neun Monaten im Barrique nochmal ein Jahr auf der Flasche reifen gelassen.

Im Glas

Wie einen die Autosuggestion komplett beeinflussen kann, ist manchmal echt krass. Wenn einem im Vorhinein gesagt wird, Mencía passe gut zur galizischen Küche, in der nicht nur der Schinken geräuchert wird, dann kommt einem beim ersten Reinriechen sofort etwas Rauchiges neben den sonst sehr blumigen Aromen entgegen. Das geht schon fast ein bisschen in die Richtung von torfigen Whiskys. Ich würde den Leuten, die behaupten, Mencía sei der Pinot Noir Spaniens, nicht direkt widersprechen, aber für mich ist er eigentlich näher an Garnacha oder Nebbiolo als an Pinot. Klar, es ist farblich recht hell und definitiv eher rot- als dunkelfruchtig, aber dieses Rauchige, Blumige, kenne ich sonst eher nicht von Pinot.

Der Wein ist jetzt knapp vier Jahre alt und wenn er jünger mal einen schmeckbaren Einfluss im Holz gehabt haben sollte, dann ist er inzwischen quasi verflogen. Dieser Wein ist leicht, nicht federleicht, aber extrem elegant und kein bisschen überkonzentriert. Man könnte es “burgundisch” nennen … wovon ich kein Fan bin. Aber ja, es ist spot-on gelesen. Keine Überreife, aber auch keine aggressiv grünen Noten. Am Gaumen fällt vor allem auf, dass er im Abgang einen echt animierenden Bitterton hat, der aber gefühlt weder groß vom Holztannin noch von Unreife, sondern vermutlich eher von der Eigenart der Rebsorte kommt. Spannend. Insgesamt trägt ihn die Säure weit nach hinten raus. Für einen Wein seiner Gewichtsklasse ist das richtig stark. Es würde mich definitiv interessieren, das mal in gereift zu trinken, aber notwendig ist das kein bisschen. Selbst frisch geöffnet ohne Zeit in der Karaffe oder sonst was performt das sofort. Ich bin Fan! (€€)

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